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Scharen über den gefrorenen Rhein setzten und verstärkt in Gallien einfielen
, kam es bei Chalons zum Kampf, wobei die Germanen geschlagen
und zum Rückzug gezwungen wurden. Darauf verstärkte Valentian I.
seine rheinische Grenzbesatzung, ernannte seinen neunjährigen Sohn
Gratian 367 n. Chr. zum Mitregenten und rüstete zu einem Krieg gegen
die Alamannen. Im Jahr 368 n. Chr. griff er sie schließlich am nördlichen
Oberrhein an und warf sie über den Strom zurück. Danach soll er sogar
über Straßburg durch das Kinzigtal marschiert sein, und den alamanni-
schen Fürsten Rondo in Rottenburg, seinem Stammsitz, angegriffen haben.
Der Ausgang dieses Kriegs hatte letztlich auch Auswirkung auf den südlichen
Oberrhein und damit auf die Ortenau. Denn Valentian I. bereiste
danach im Jahr 369 n. Chr. den Oberrhein und ließ die alten Festungen
und Warten nicht nur auf der linken Rheinseite, sondern auch auf der
Gegenseite im Feindesland ausbessern und neue Anlagen aufbauen, so
daß eine ununterbrochene Kette von Warten und Befestigungen am ganzen
Rhein entlang bestand. Außerdem ließ er sogar neue Kriegshäfen am
Oberrhein anlegen. Bei dieser Gelegenheit inspizierte Valentian I. auch
die Befestigungen auf dem „Möns Brisacus" in Breisach. Das alles konnte
er wagen, da er doch die Söhne der bedeutensten alamannischen Fürsten
als Geiseln in seiner Gewalt hatte. Die nächsten vier Jahre setzte Valen-
tinian I. seinen Befestigungsbau am Oberrhein fort und verwüstete einige
Gaue, um auf der rechten Rheinseite ungehindert bauen zu können.
Nachdem er dann den Oberrhein gesichert glaubte, brach er wie sein Vorgänger
Kaiser Julian mit seinen Truppen nach Pannonien auf, wo er
ebenfalls (375 n. Chr.) bald darauf starb.18 Trotzdem waren die Alamannen
bis zum Jahr 378 n. Chr. ruhig, worauf der Feldherr und neue Kaiser
Gratian erwog, mit seinen Truppen nach Pannonien zu ziehen, um dem
immer noch bedrängten Valens zu helfen. Nachdem aber Gratian ein Teil
seiner Truppen nach Illyrien vorausgeschickt hatte, nutzten die Alamannen
die geschwächte Lage ihres Feindes, zogen aus verschiedenen Gauen
40 000 Man zusammen und drangen wahrscheinlich von der Ortenau und
dem Breisgau in das südliche Elsaß vor. Gratian rief sofort seine Truppen
zurück, marschierte ihnen entgegen, stellte sie beim Castell Argentaria
— Horburg ■— zur Schlacht auf, wobei der alamannische König Priari
neben Tausenden seiner Soldaten fiel und die Niederlage der Alamannen
herbeigeführt wurde. Danach verfolgte Gratian mit seinen Einheiten vermutlich
das Haupttruppenkontingent der alamannischen Linzgauer, setzte
18 Mone, S. 314—335, übersetzt aus: S. Ambrosius hexamer. 2, 3.; Claudian de bello Get. 330; Liban.
orat. de nece Juliani p. 137, 238, 245 u. 273; Ammianus Marcellinus 14, 15. — 30, 25; Symmach.
laud. Valentin. 1, 7. Mone glaubt, daß Valentinian dem alamannischen Fürsten Rondo nach der
Schlacht von Mainz über Heilbronn nach Rottenburg gefolgt ist. Dagegen nehmen andere Schriftsteller
an (siehe auch Rudolf Pörtner, Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, S. 336.), daß Valentinian
Rondo über Straßburg durch das Kinzigtal verfolgt hat. Vgl. auch Stähelin, S. 294 ff. Vgl. Gerhard
Fingerlin, Neuausgrabungen im spätrömischen Kastell in Breisach, in: Archäologische Nachrichten,
Heft 5 (Oktober 1970), S. 8 ff.
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