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Die Stelle (siehe Lageskizze) liegt am Südwestfuße des Eichelberges auf einem
löß- bzw. lößlehmbedeckten Rücken in rund 200 m NN, der von Wiesen mit
einigen Obstbäumen bedeckt ist und gegenwärtig z. T. als Pferdekoppel verwendet
wird. 5
Das Gelände, das in etwa von der römischen Gutshofmauer umschlossen war,
dürfte ungefähr folgende Umgrenzung gehabt haben: im Osten die heutige
Waldgrenze (75 m), im Norden der nach Westen immer größer werdende Steilabfall
zum „unteren Hasensprung" (ca. 150 m), im Südwesten der tiefe Hohlweg
, das „Bischweierer Thor" (ca. 110 m), und im Südosten der geringer eingeschnittene
Hohlweg (85 m). Insgesamt dürfte das ummauerte Gelände rund
l'A ha eingenommen haben. Dies entspräche einer rechtsrheinischen römischen
Hofanlage mittlerer Größe.
Da die Sondiergrabung wenn möglich keine Unkosten verursachen sollte, wurde
sie mit freiwilligen Helfern und tatkräftiger Unterstützung der Stadt Gaggenau
durchgeführt.6 Das Unternehmen mußte zeitlich auf eine Woche bzw. zehn
Tage beschränkt werden. Ziel sollte sein, festzustellen, ob die Angaben Jäger-
schmids zutrafen und es sich hier mit Sicherheit um eine römische Fundstelle,
wenn auch um die einer villa rustica handelte.
Es wurden 1 m breite Sondiergräben angelegt, die rund 50 m2 Erdreich öffneten
und fast 35 ms Erde bewegten.
Hunderte von Mauersteinen aus Buntsandstein und Kalkbrocken von Muschelkalk
, Leisten- und Hohlziegelbruchstücke kamen zutage. Bis auf wenige Belegexemplare
wurden sie am Ende der Grabung wieder in die Gräben eingefüllt
. Aufbewahrt und dokumentiert wurden über 200 Keramikscherben, darunter
34 Randstücke, 11 Bodenstücke, 2 Henkel, ferner Bruchstücke von mindestens
13 terra sigillata Gefäßen (Abb. 1—4), wohl durchweg Rheinzaberner
Ware, Teile von mindestens 2 Faltenbechern und 2 kerbschnittverzierten Gefäßen
, das Bodenstück eines Glasgefäßes und eine größere Anzahl Metallstücke,
darunter Bruchstücke von mindestens 25 verschiedenen Nägeln. Wenn sich
auch kein sensationeller Fund darunter befindet, so ist dies doch, bedenkt man,
daß weniger als 0,5 % des Gesamtareals aufgedeckt wurde, eine beachtliche
Menge an Fundmaterial.
Im Schnitt II (siehe Skizze) wurde ein Stück der mutmaßlichen Hofummaue-
rung erfaßt: ein typisches, 55 cm starkes, zweihäuptiges Trockenmauerwerk
(Abb. 5) mit einer nur 15—20 cm starken Fundamentschüttung. Das Hofgelände
muß hier eine Ausbuchtung nach Norden gehabt haben, möglicherweise um
die Wasserversorgung oder eine Badeanlage in die Umhegung mit einzubezie-
hen. Gerade diese Ecke wurde hier angeschnitten. An die Mauerecke schloß
sich nach Osten irgend ein leichter Wirtschaftsbau (Scheune, Remise o. ä.) an.
Die großen, sekundär verwendeten Steine (Abb. 6) waren zur Römerzeit ohne
5 Siehe „Geographische Landesaufnahme 1 : 200 000 — Naturräumliche Gliederung Deutschlands — Die
naturräumlichen Einheiten auf Blatt 169 Rastatt"; Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung;
Bad Godesberg 1967.
6 Es sei an dieser Stelle Dank gesagt: den Grundstückseigentümern, die ihre Genehmigung zu der Grabung
erteilten, den Kollegen, die selbstlos die ganze Zeit über mitarbeiteten (H. Böttcher, Gaggenau-
Oberweer, J. Matscheko, Kuppenheim, G. Völker, Kuppenheim, M. Wagner, Rastatt, und H. Zemann,
Gaggenau), aber auch den Kollegen und Schülern, die einen Tag oder mehrere ihre Arbeitskraft zur
Verfügung stellten, und zahlreichen hier nicht namentlich genannten Helfern und Spendern. Ein besonderer
Dank gebührt der Stadtverwaltung Gaggenau, vor allem Herrn OB Dr. Dahringer, Herrn Stadtbaudirektor
D. Schulte und Hern Mitzinger, jun.
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