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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 183
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Dazu kam noch wie stets in solchen Zeiten, daß die Zahlungsbereitschaft
schlechter wurde. Da blieb nur, daß er unerbittlich auf dem Eingang der Zahlungen
bestand, sonst war mit Gesamtverlust zu rechnen und das Unheil wäre
noch größer geworden.

Nun war die Entfernung Speyers von Gengenbach sehr groß, was ihn in seiner
Arbeit als Abt von Gengenbach erheblich behinderte. Zu dieser Zeit regierte
in Straßburg Bischof Johann III. (1365—1371), ein Neffe des Kaisers und Sohn
des Herzogs Wenzel von Luxemburg-Brabant. Er sollte 1371 Erzbischof, Metropolit
und Kurfürst-Erzkanzler von Mainz werden. Lambert war als langjähriger
Gengenbacher Abt schon einigermaßen vertraut mit den Verhältnissen des
Straßburger Bistums. Der ausgedehnte Gengenbacher Abteibereich lag großenteils
im Straßburger Bistum. Deshalb ist es wohl zu glauben, daß er gerne den
Speyerer Bischofsstuhl mit dem Straßburger vertauscht hätte. Es traf sich
günstig, daß der Kaiser in Straßburg eine ihm genehme Persönlichkeit haben
wollte. Er schickte deshalb Lambert nach Avignon zur Papstresidenz, um für
ihn beim Papst den erledigten Straßburger Bischofsstuhl zu erbitten. Von dort
traf ein Schreiben Lamberts vom 28. April 1371 an Bürgermeister und Rat der
Stadt Straßburg ein, daß ihm der Papst auf Bitten des Kaisers das Bistum
gegeben hat fl0.

Obgleich der Kaiser den Straßburgern schon Beweise seines Wohlwollens gegeben
hatte, wollten sie die Aufnahme von Ausbürgern entgegen den Reichsverordnungen
nicht unterlassen. Dadurch forderten sie den Widerspruch ihrer
Bischöfe heraus, ebenso den der Fürsten und Herren der näheren und weiteren
Umgebung, die durch die Straßburger Praxis in ihren Einkünften beschnitten
wurden. Diese Frage beunruhigte damals das ganze Elsaß von Basel bis unterhalb
von Straßburg. Der Kaiser verlangte deshalb die gänzliche Abschaffung
der Pfahl- und Ausbürger. Lambert bekam den kaiserlichen Auftrag, den
Ruhestörern im Elsaß entgegenzutreten. Es scheint dabei zu einem Ausgleich
gekommen zu sein, dem beide Seiten zustimmten. Das gute Einvernehmen
zwischen Lambert und dem Rat der Stadt wurde weiter nicht mehr gestört.

Die Straßburger Domherren jedoch waren aus altem Standesbewußtsein dem
neuen Bischof wegen seiner nur halbfreien Herkunft nicht besonders zugetan.

Der Herzog von Lothringen nahm die Gelegenheit des Bischofswechsels in
Straßburg wahr, um eine alte Forderung gegen das Bistum endgültig zu bereinigen
. Er behauptete nämlich, daß die Stadt St. Pilt südlich von Schlett-
stadt nach Erbrecht ihm gehörte, und besetzte sie einfach, wobei er die Drohung
ausstieß, daß er deswegen eine kriegerische Auseinandersetzung nicht
scheuen würde. Gerade dies aber wollte Lambert vermeiden bei der schwierigen
Wirtschaftslage der Bistumsherrschaft. Daher überließ er jenem die
Stadt St. Pilt auf friedlichem Wege «.

Zur Vertiefung des religiösen Lebens in Straßburg und der Diözese wurden
1371 unter Lambert die Johanniter in Rulmanns Haus zum Grünen Wert im
Rheinvorort von Straßburg aufgenommen. Dort war 1233 von Werner Sene-
scalcus von Hünenburg eine Niederlassung von Regularkanonikern gegründet
und ihre Kirche 1252 geweiht worden. Nachdem dieses Haus eine Zeitlang
unter den Regularkanonikern gewesen war, begann es allmählich zu verfallen
. 1371 übernahmen es die Johanniter. In jener Zeit wurde Rulmann Del-
phinus (= Merswyn), ein Straßburger Patrizier, des Weltlebens überdrüssig

60 Straßburger Städtechroniken S. 677 u. 1044; Angerer a.a.O. S. 17 f.; L. Pfleger, Kirchengeschichte der
Stadt Straßburg im Mittelalter, 1941, S. 109.

61 Wimpfeling, Catalogus Episcoporum Argentinensium, S. 95.

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