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und zu Gott entbrannt. Er übergab den Johannitern Grundbesitz und einen
Teil seines Vermögens zur Vergrößerung der Gebäude jener Niederlassung.
Rulmann war mit Visionen begnadet worden und schrieb einige Werke zur
Mystik in deutscher Sprache, den Demütigen sehr nützlich und zur Betrachtung
sehr geeignet. Als er mit den Brüdern dort fromm gelebt hatte, wurde er
zu den Vätern versammelt. Dieser Ort war schön und wurde als Wohnung
für die Könige und den päpstlichen Legaten ausersehen. Der Orden blühte
dort einige hundert Jahre 62.
Im kirchlichen Bereich hatte seiner Zeit Johannes Lichtenbergio in Dachstein
bei Molsheim ein klosterartiges Haus für Regularkanoniker errichtet. Dieses
hob Lambert auf, aus welchen Gründen wissen wir nicht, und zerstreute die
Insassen. Dafür setzte er die eifriger religiösen Augustiner von Steig 63 ein.
Wie in Speyer, so suchte Lambert auch in Straßburg die schlechte Finanzlage
des Bistums zu verbessern. Er sah keinen andern Weg, als die Pflichtigen, wo
es ging, mit höheren Abgaben zu besteuern64, was natürlich nirgends erfreulich
aufgenommen wurde.
Die wichtigste hochpolitische Frage jener Tage, die vor allem den Kaiser aufs
höchste beschäftigte, war das Schicksal der Mark Brandenburg. Zur Regelung
dieser Frage wurde auch Lambert herangezogen. Am 18. 8. 1373 schrieb Lambert
an den Rat von Straßburg, daß es zur Aussöhnung zwischen dem Kaiser
und dem Markgrafen Otto von Brandenburg, dem bisherigen Inhaber der
Mark, und den bayerischen Herzögen gekommen sei, und unter welchen Bedingungen
Otto die Mark an Wenzel von Böhmen abtrat. Lambert war bis
zur Belehnung Wenzels mit Brandenburg am 2. 10. 1373 in Prag.
Der Kaiser war inzwischen älter geworden, und es plagte ihn die Frage der
Sicherung der Nachfolge durch seinen Sohn Wenzel schon bei seinen Lebzeiten
. Dazu war er auf das Wohlwollen der Kurfürsten insbesondere des
Mainzer Kurerzkanzlers angewiesen. Der Erzbischof Johann, der erst 1371 auf
diesen entscheidend wichtigen Platz berufen worden war, starb schon am
4.4. 1373. Karl IV. erlangte nun vom Papst, daß der ihm zugetane Bischof
Ludwig von Bamberg, Bruder des Landgrafen Friedrich des Strengen von
Thüringen, zum Mainzer Oberhirten ernannt wurde und sicherte sich seine
Stimme. Am 29.6. 1374 unterzeichnete Ludwig als Erzbischof von Mainz und
Erzkanzler die Urkunde, in welcher der Kaiser die Einverleibung der Mark
Brandenburg in die Krone Böhmens bestätigte.
Für den erledigten Bamberger Bischofssitz wurde jetzt Lambert vom Kaiser
ausersehen. Schon am 29. 4. 1374 wurde Lambert von Karl IV. und Papst Gregor
XI. zum Fürstbischof von Bamberg ernannt05. Das Domkapitel hatte von
seinem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht. Lambert kaufte seinem Vorgänger
die Forderungen, die er noch geltend zu machen hatte, ab. Bei Bevollmächtigten
von Bamberg versicherte er sich in Nürnberg seines Anrechts auf den
Bamberger Bischofsstuhl. Dann hielt er in Begleitung von Erzbischof Johann
von Prag und Bischof Gerhard von Würzburg noch im Oktober 1374 seinen
Einzug in Bamberg 66.
62 Wimpfeling, ebenda S. 95 f.; L. Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt Straßburg im Mittelalter 135 ff.
63 Im heutigen Obersteigen bei Wangenburg. Wimpfeling, ebenda S. 95.
64 Straßburger Städtechronik, S. 676.
65 Angerer a.a.O. S. 22; Ussermann, Episcopatus Bambergensis; Schubert, Nachträge zum historischen
Versuch über die geistliche u. weltliche Staats- u. Gerichtsverfassung des Hochstifts Bamberg; Regesten
der Bischöfe u. des Domkapitels Bamberg.
66 Angerer a.a.O. S. 22.
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