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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 230
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0232
zeigte.6 In einer Schenkungsurkunde vom 10. August 1900 betonte Fabrikant
Carl Roth, daß die neue Kanzel „unstreitig eine der bedeutendsten
keramischen Leistungen der Gegenwart in ganz Deutschland sei und von
allen Beschauern bewundert werde".7

Mit dem Aufbau der neugotischen Prachtkanzel in der aus historisierender
Auffassung heraus neoromanisch zugerichteten ehemaligen Abteikirche
Gengenbachs war die alte Barockkanzel überflüssig geworden, und
es fügte sich günstig, daß vom Katholischen Stadtpfarramt Lörrach folgendes
, am 14. August 1900 datiertes Schreiben eintraf: „Durch das Erz-
bischöfl. Bauamt Freiburg wurden wir aufmerksam gemacht, daß in dortiger
Pfarrkirche eine neue Kanzel erstellt wurde. In der in nächster Zeit
zu errichtenden Kuratie Brombach, wo fast lediglich mit wenigen Ausnahmen
die katholische Gemeinde sich aus unbemittelten Fabrikarbeitern
zusammensetzt, wird gegenwärtig aus Mitteln des Bonifatiusvereins eine
Kirche erstellt. Nur mit großer Mühe wird die innere Ausschmückung
erstellt werden können. Wir ersuchen darum Erzb. Stadtpfarramt, gütig
darauf hinwirken zu wollen, daß uns die dortige alte Kanzel für die neue
Kirche in Brombach schenkweise oder gegen eine geringe Vergütung
überlassen werde. Achtungsvoll Erzb. Stadtpfarramt — F. X. Sester, Pfr."

Damit begann ein Unternehmen, das dem Gengenbacher Stadtpfarrer
Theodor Burger 8 die Gelegenheit verschaffte, ein gutes Werk zu tun und
gleichzeitig auf elegante Weise die Barockkanzel Philipp Winterhaiders
loszubekommen. Den barocken Zelebrationsaltar mit Tabernakelaufsatz
fügte er als Zugabe bei, nachdem der rührige Lörracher Pfarrer Franz
Xaver Sester 9 die Notlage der Brombacher Kirche mit bewegenden Worten
geschildert hatte: „Für die Mitteilungen, die Ew. Hochwürden durch
die Jungfrau aus Lörrach mir (nach Lörrach) haben zugehen lassen, sage
ich herzl. Dank. Danach können wir sicher auf Überlassung der Kanzel
für die arme Gemeinde in Brombach rechnen. Da einige Damen hier Geld

6 Anschließend in die Herz-Jesu-Pfarrkirche in Freiburg (im Stühlinger) eingebaut, nach dem 2. Weltkrieg
leider verständnislos zerstört worden.
7 Pfarrarchiv Gengenbach, Rubrik IX, Fase. V — Kirchenbaulichkeiten. Alle weiteren Angaben über die
Schenkung der alten Kanzel nach Brombach sind ebenfalls diesem mir von Herrn Stadtpfarrer Geistl.
Rat H. F.berwein zur Einsicht überlassenen Aktenbündel entnommen worden.

8 Geboren 26. 4. 1827 Tauberbischofsheim, 1851 Priesterweihe, Pfarrer in Hüfingen, Dekan des Kapitels
Villingen, 1888—1910 Stadtpfarrer in Gengenbach, gestorben 1. 4. 1911 Gengenbach (aus den Unterlagen
des Erzbischöflichen Archivs Freiburg). Im Necrologium Friburgense 1911—1915 (Freiburger Diözesan-
Archiv ■— Band 44/1916, S. 3) wurde dem energischen, zielbewußten Geistlichen Rat Theodor Burger für
seinen Mut hohes Lob gezollt, mit dem er „alle entgegenstehenden Hindernisse, wenn auch erst nach
langer Zeit, überwunden" und die „Wiederherstellung der ehem. Abtei- jetzt Pfarrkirche" durchgesetzt
habe.

9 Geboren 4. 7. 1867 Zusenhofen, 1893 Priesterweihe, ab 1898 Pfarrverweser in Lörrach, 1900 bis 1903
Pfarrkurat in Brombach, dann Pfarrer in Bühlertal, Bellingen, Sasbach, Siegelau; 1943 Geistlicher Rat.
1913 und 1914 Rektor in den Klöstern Straßburg-Rupprechtsau und Sigolsheim. Er ist ein sozial
denkender, leutseliger Priester gewesen, der erstaunliche Leistungen vollbrachte. Gestorben 8. 2. 1957
Oppenau, begraben Zusenhofen. (Aus Unterlagen des Erzbischöflichen Archivs Freiburg und Necrologium
Friburgense 1957 in Freiburger Diözesan-Archiv — Band 1962/63, S. 449.)

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