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Der ausgelassene Friedhof bei der Kirche
Unzählige Gesuche, Berichte und Befehle (von 1668—1801) zwischen Gemeinde,
Kirchenschaffnern und den zuständigen Regierungsstellen beleuchten die Situation
des aufgelassenen Friedhofs bei der Kirche. Obwohl der Hauptgrund des
Schriftverkehrs die Einfriedigung des Kirchhofes und die immer wieder notwendig
werdende Erneuerung wenig interessant erscheint, ergibt sich nicht zuletzt
durch die Nebenaussagen der Akten ein Einblick in das Ortsgeschehen
jener Zeit.
Am 4. 2.1668 geht ein Schreiben der Gemeinde an den „Frey Rechs Hoch Edel-
gebohren, Wohl Edel gestreng Vest- und Hochgelehrte gnädig gepr. Junckher
und Herre: Daß unßer Kirchhoff zu Auwenheimb bloß mit einem Zaun umfasset
... doch vor alters ieweilen ein Dielene wand darumb geweßen". Sie bittet
„dem Kirchenschaffner zu Willstett anzubefehlen, daß derselbe ... so schlecht
zugemachte Kirchhoff mit einer Dielen wand ... einfaßen laßen möge".8 Kirchenschaffner
Nicolaus Lind aus Willstätt verlangt von der Gemeinde einen
Überschlag der Kosten, daraufhin kann die erwünschte Wand erstellt werden.
Im Jahr 1729 bestätigt der Kirchenschaffner aus Rheinbischofsheim (Auenheim
gehört jetzt zu diesem Amt) den schlechten Zustand der Einzäunung des Kirchhofs
. Da die Gemeinde Auenheim keine Waldungen habe und sie „ein Kauf von
Holz nicht schuldig seye", weshalb er „eine Hochlöbliche Regierung unterthänig
befragen wolle ob er etliche Eichbäume aus den heyligen Böschen allhier nehmen
und der Gemeindt Auenheim umb einen biligen Preiß anschlagen oder
ohne derselben Entgelth solche Dielenwand machen lassen solle".
Nur 9 Jahre danach teilt Pfarrer Kobelt 1738 „einem Hochfürstl. Consistorio"
in Buchsweiler mit, es „Seyndt die Höhlen bei dem Eingang des Kirchhoffs
samt der Thiele wandt und 3 Thüren durch den Krieg theils gar weggenommen
theils dergestalten ruinieret worden ... daß sie eine Ausbesserung höchst
benötigt". Darauf folgt die „in Augenscheinnnahme", diesmal durch Kirchenschaffner
Alberti und nach etlichem Hin und Her die Wiederherstellung der
Einzäunung.
Bezeichnend für die Zeit ist, daß die Handwerker nach Fertigstellung der Arbeiten
nicht nur mit Geld, sondern auch mit Naturalien entlohnt wurden. So
erhielt z. B. der Zimmermann Mangolt aus Auenheim „ein fürtl. (135 Pfund)
Moltzer und 18 Fl" als Lohn.
Nach Gemeinde und Pfarrer reiht sich 1773 auch Joh. Martin Waag „Schul-
adjunctus zu Auenheim" in die Zahl der am guten Zustand der vielbeschriebenen
Dielenwand Interessierten ein, weil „der genuß des dahiesigen Kirchhoffs
ein Haupttheil der Schul- und Meßner- Besoldung ausmachet". Doch dieses
Mal gibt es Schwierigkeiten, als der Schaffner Haug sich beschwert, daß man
zu wenig Sorgfalt walten ließ, ja vieles mit Gewalt zerschlagen oder entwendet
worden ist. Auch sei Waag nicht bereit, Übeltäter zu nennen, obwohl sie seinem
Vermuten nach wohlbekannt sind. Daraufhin weist das Consistorium in Buchsweiler
den „Schuladjuncto Waag an, daß er diejenigen Persohnen die die
Kirchhofdielenwand und Pfosten muthwilligerweis ruiniert haben anzeigen
solle". Mit Geschick entledigt sich Schuldiener Waag dieses unangenehmen Auftrages
: „als der Anno 1769 geweßte Burgermeister Hannß Mertz die Schul-
besoldungs Wellen allzunahe an die Kirchhoffs Dielen wand setzen lassen, al-
8 GLA Khe 229/3214 (auch für die folgenden Ausführungen).
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