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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 261
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Wolfach oder 10 Reichstaler Strafe zahlen. Der Rat von Husen setzt sich jedoch
energisch für die Zulassung der Täler zum Wochenmarkt ein, allein was nützts,
wenn der damalige Landvogt von Schwab ganz zu Gunsten der Wolfacher dem
Fürsten berichtete? Dieser klagt, ohne die Einbacher müßte der Wolfacher Markt
eingehen, besuchen aber die Einbacher zwei Märkte, so würden sie zwei Tage
in den Wirtshäusern zubringen und ihre Feldarbeit vernachlässigen, auch sei es
den Hausachern nicht gelungen, den Beweis zu erbringen, daß die Stadt 1685 das
Marktprivileg erhalten habe. Will man den Berichten folgen, so könnte man
glauben, das Heil der Welt sei von der Marktfrage abgehangen, denn die
Wolfacher wie die hintergangenen Hausacher bestürmten ihre fürstliche Hoheit
und führten alle Argumente ins Feld, so daß wohl keiner mehr von einem
freundnachbarlichen Verhältnis der beiden Städte sprechen wollte. Über zehn
Jahre dauerte der Kampf, selbst die Haslacher, die von jeher wenig Sorge um
ihre Märkte hatten, wurden gegen die auf ihrem Recht zäh beharrenden
Hausacher aufgehetzt. Sie behaupteten, daß kein Schwabe mehr zum Markt
komme, sondern in Hausach bleibe. Die Bürger von Husen nahmen nun zur
Wahrung ihrer Angelegenheit den Advokaten Würth zur Hilfe, denn die Beleidigung
„Bettelnest" steigerte den Mut. Rentmeister Emeran Richter verfaßt
eine umfangreiche Schrift für die Hausacher. Der Landvogt von Schwab muß
sich nun rechtfertigen. Da die Französische Revolution gerade in vollem Gang
ist, meldet dieser, daß die Hausacher wohl von den freiheitlichen Gedanken
angesteckt seien und nur revoltieren wollten. Von Donaueschingen kommt der
Bescheid: Hausach behält seinen Markt, aber die Einbacher müssen nach
Wolfach. Ohne Hinterland war aber der Wochenmarkt in Hausach nicht lebensfähig
. Noch heute erzählt man in Einbach von jener Zeit, als man über den
Osterbachsattel nach Wolfach wanderte, um seine Waren abzusetzen. Einmal
soll es sogar vorgekommen sein, daß einer Bäuerin ein großer Ballen Butter
den Osterbach hinunterrollte, denn sie trug die Last wie es damals üblich war
in einem Korb auf dem Kopfe, stolperte über einen Stein — und das Unglück
war geschehen. „O die malefizige kaibe Wolfacher...", stieß sie dabei aus.
Mittlerweile wurde das Kinzigtal badisch und von Offenburg aus verwaltet.
Man kommt wieder auf das Marktrecht zu sprechen. 1812 wird den Einbachern
von der Kreisdirektion der freie Verkauf ihrer Produkte zugesichert, sie bevölkern
wieder den Hausacher Wochenmarkt, der 1830 vom Freitag auf den
Dienstag verlegt wurde. Doch die Jahrmärkte und der Wochenmarkt sollten nie
zu rechtem Handel und Wandel kommen und gingen mit der Zeit auch ohne
nachbarliche Hilfe ein, war doch letzten Endes die Lage und die Umgebung von
Hausach nicht dazu angetan ein blühendes Marktleben hervorzurufen. Übriggeblieben
ist der Dreikönigsmarkt, der daran erinnert, daß das Städtchen zu
Füßen von Burg Husen auch einmal ein Marktflecken war oder werden wollte.
Wer jedoch heute noch zum Dreikönigsmarkt kommt, um ein Geschäft zu machen
, wird hier eine Vergünstigung antreffen wie sonst nirgends in der Bundesrepublik
: in Hausach wird kein Standgeld erhoben.

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