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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 277
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Für seine persönlichen Bedürfnisse, die immer bescheiden gewesen waren,
sorgte nunmehr „Nanette", die Tochter eines Jägers aus Rust. Und eines Tages
kam dazu noch die Jungfer Katharina Dankwohl, nach Friedrichs Aussage die
Tochter eines Kölner Beamten. Die Eltern hätten 1785 vor der Revolution aus
ihrer Vaterstadt fliehen müssen und seien verschollen. Geglaubt hat diese
Geschichte wohl niemand, und man hat Katharina immer für eine Tochter
Friedrichs von Nanette gehalten. Die Umgebung hielt dieses Familienleben des
„Musikbarons" zunächst für dessen neueste Marotte, zumal gelangweilte Gäste
stundenlang Katharinas Gesang lauschen mußten, während Friedrich am Klavier
und Nanette mit der Gitarre die Darbietung begleiteten. Erst der Pfarrer
von Kappel erregte einen Skandal, als er sich nach einem Essen im Schloß in
einem öffentlichen Brief über die Gesellschaft und das Essen beklagte. Es entwickelte
sich zur Belustigung der Nachbarschaft eine heftige Fehde, die von
den gelehrten Herren mit Hilfe von deutschen, französischen und lateinischen
Gedichten ausgetragen wurde.

Natürlich litt Friedrichs Verhältnis zu seinen Kindern unter diesen Umständen.
Von ihnen waren 5 als Kinder gestorben, Carl fiel als Leutnant in einem der
Condeschen Freikorps, und Franz wurde als Kapitän in einem Hannoverschen
Regiment in Portugal tödlich verwundet. Friedrich Wilhelm, der Älteste und
spätere Erbe von Rust, stand in badischen Militärdiensten. Eine der Töchter
ehelichte den Freiherrn v. Weittersheim im Elsaß, während Caroline 1796 zur
allgemeinen Überraschung Joseph Perruquet de Montrichard heiratete, einen
französischen General, der damals gerade Freiburg besetzt hatte. Vier Jahre
später vermählte sich ihre jüngste Schwester mit dem Citoyen Nicolas Massias,
der ursprünglich Oratorianer hatte werden wollen, während der Revolution
zuerst Oberst, dann Professor der Literatur und schließlich Gesandter in Karlsruhe
wurde. Der allgemein beliebte Mann wurde auch in der Familie sehr geschätzt
.

Musik und die Beschäftigung mit den Wissenschaften füllten Friedrichs letzte
Jahre voll aus. Er muß damals als Komponist geschätzt gewesen sein, denn die
Stadt Freiburg bestellte 1809 zu Ehren eines großherzoglichen Besuches eine
Festkantate bei ihm. Von seinen vielen, damals erschienenen kirchenmusikalischen
Werken, Liedern und Singspielen ist kaum etwas erhalten, ebensowenig
von seinen Symphonien, denen man den „Charakter zärtlicher Melancholie"
nachrühmte.

Die philosophische Fakultät zu Erlangen verlieh ihm die Ehrendoktorwürde
wegen seiner umfassenden Bildung und seiner zahlreichen Schriften. Historische
Studien hat er damals nicht mehr betrieben; für eine geplante Familiengeschichte
fehlte ihm die Fähigkeit, mittelalterliche Urkunden zu lesen. Dafür
publizierte er eine Reihe von Werken über naturwissenschaftliche Fragen und
erfand das „Böcklin'sche Baumhöhenmessungsinstrument". Dazu kamen mehrere
philosophische und volkswirtschaftliche Schriften, eine Abhandlung über
„Wasserbaukunst nach mathematischen Grundsätzen" und eine „Sammlung von
Inschriften für schöne Gartenplätze und Grabmonumente".

Mit dem Tod hat sich Friedrich von Jugend auf beschäftigt. Jeden Monat zog
er sich einen Tag lang in sein Arbeitszimmer zurück, um vor einem Totenkopf
zu meditieren oder in seiner Sammlung von Bibelsprüchen zu lesen. Er muß
in einem inneren Frieden gelebt haben, dessen Geheimnis schon seinen Zeitgenossen
undurchdringlich erschienen ist.

Der Tod am 3. Januar 1813 kam sehr schnell; seinem Sohn, der damals in russischer
Gefangenschaft war, ist er in jener Nacht erschienen. Mitsamt einem

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