http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0285
Vertrauensbeweis. Während seiner Amtszeit wurden Kinderschule, Volksschule
und Kieswerk errichtet, die Pfarrkirche renoviert, ein evangelisches Gemeindezentrum
gebaut, ebenso das Klubhaus des Sportvereins mit Gaststätte und
eine moderne Rasensportanlage. Außerdem wurden 20 km Feld- und Wirtschaftswege
im Zuge der Staatsbezuschussung und freiwilligen Flurbereinigung
mit einer Beton-, Pflaster- oder Makadamdecke versehen.
Schon in den sechziger Jahren hatte Georg König durch Kommunalpolitiker
aus andern Bundesländern, mit denen er auf Agrarsitzungen zusammentraf,
über die Auswirkungen von Kreis- und Gemeindereformen viel Negatives erfahren
, obwohl diese beispielsweise in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen
z. T. wesentlich kleinere Kreise als in Baden-Württemberg weiterexistieren
ließen. Als sich in unserem Bundesland die Anzeichen mehrten, eine
radikale Verminderung von selbständigen Gemeinden unter offensichtlicher
Mißachtung des Bürgerwillens zu erzwingen, trat König anfänglich als entschiedener
Gegner dieser von oben herab inszenierten Kreis- und Kommunalreform
auf den Plan. Die Großstadtlobby und Verwaltungszentralisten setzten
sich durch, Mahner und Warner wurden als „rückschrittliche Nostalgisten" abgetan
. Nun galt es zu retten, was noch zu retten war. Gemeinden, die sich vor
Ablauf der „Zwangsvollstreckung" zu einem freiwilligen Zusammenschluß mit
Nachbarorten bereitfanden, sollten einen hohen Staatszuschuß, verteilt auf
10 Jahre, erhalten. Um seinem Heimatort auf diese Weise 460 000,— DM zu
sichern, entschloß sich der Diersheimer Bürgermeister schweren Herzens nach
langwierigen Verhandlungen mit seinem Rheinbischofsheimer Amtsbruder Walter
Junghans und dessen Gemeinderäten zur Fusion mit der größeren Nachbargemeinde
, die auch mit Hausgereut einen Fusionsvertrag abgeschlossen
hatte und mit Linx und Holzhausen in ähnlichen Verhandlungen stand. Dieser
freiwillige Zusammenschluß hatte genau ein Jahr Bestand. Inzwischen hatte
die Landtagsmehrheit beschlossen, daß sich sämtliche Orte von Helmlingen bis
Hönau zu einer neuen Großgemeinde unter Führung Freistetts zusammenschließen
müßten, und zwar ab 1. Januar 1975. Georg König machte „gute
Miene zum bösen Spiel", da keinerlei Aussichten bestanden, gegen den Landtagsbeschluß
verwaltungsgerichtlich vorzugehen. Er setzte durch, daß die mit
Rheinbischofsheim ausgehandelten Paragraphen einer Ortschaftsverfassung mit
Teilselbstverwaltung auf die Flächenstadt Rheinau, wie das neue Zwangsgebilde
nunmehr heißt, ausgedehnt wurde, soweit es Diersheim betraf. Mit
Amtsverweser und Bürgermeister Friedrich Stephan verband ihn aus den
Jahren gemeinsamer Abgeordnetentätigkeit in Stuttgart — trotz verschiedenartiger
Parteizugehörigkeit — ein gutnachbarliches Vertrauensverhältnis. König
wußte, daß sein Freistetter Kollege, sollte er als Bürgermeister von Rheinau
gewählt werden, durch korrekte Amtsführung zum Ausgleich der Interessengegensätze
beitragen würde. Er blieb bis 31. Mai 1975 als Ortsvorsteher von
Diersheim im Amt. Sein Amtsnachfolger Hans Hauß war viele Jahre Gemeinderat
und spielte auch im kulturellen Leben über Jahrzehnte hindurch eine
bedeutende Rolle in Diersheim. Der Übergang vollzog sich in einer würdigen
Feier ohne falschen Pathos reibungslos, zumal sich Georg König nunmehr im
kommunalpolitischen Bereich größter Zurückhaltung befleißigte.
Mit Hingabe widmete sich der körperlich und geistig noch immer Rüstige dem
Obst- und Gartenbau. Auf dem Hochsitz im Rheinwald beobachtete er gern in
der Abenddämmerung das Rotwild. Mit Jägern und Forstleuten verband ihn
Sympathie und Kameradschaft, war er doch selbst in jungen Jahren eine
Zeitlang Jagdaufseher gewesen und liebte den Wald seiner Heimat und die
stillen Altwasser von ganzem Herzen.
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