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Tausend Gulden, man will recht viel sagen, wären überaus genug gewesen,
alles in allem zu bestreiten, wenn dieser unruhige Mann nicht allenthalben
hätte vorgreifen wollen. Unter einer solchen geistlichen Anführung könnte der
Gemeinde bald der Garaus gemacht werden. — Ne sutor retra crepitam —.
Nach Ausweis der weiteren Belege und der dabey befindlichen sehr passenden
Note hat er es schon bey dem vorigen H. Beamten auf die nemliche Art getrieben
. Doch man muss dem guten Mann etwas zu gute halten. Er hat nichts
zu thun und suchet also Beschäftigung, sollte es auch ausser seynem Fach
seyn".3
Soweit der Brief von Amtmann Exter.
Von einer Maßregelung des Superintendenten Oppermann ist uns nichts bekannt
. Wahrscheinlich ist, daß er das augenzwinkernde Einverständnis des ihm
wohlgesonnenen Landgrafen hatte, so daß ihn das wütende Gebell der Amtleute
wenig berührte.
Welche Dispositionen hatte nun die Orgel und wie hat sie die Zeit bis heute
überstanden?
Vom Erbauer Markus Georg Stein sind uns keine Unterlagen erhalten. In
einem Reparatur-Kostenüberschlag, den der Orgelbauer Heinrich Scharfenberger
aus Bruchsal am 12. Juli 1850 für die Gemeinde ausarbeitete, lesen wir:
„Diese Orgel mit ausgezeichnet combinierter Mechanik ist ein 8 füßiges Zungenwerk
mit Manual und Pedal, hat 20 Register, und ist mit 3 Blasbälgen versehen
".4
Es dürfte sich hierbei um die Stein'sche Originalausstattung gehandelt haben,
da das Werk zu damaliger Zeit bereits stark abgenutzt und reparaturbedürftig
war; denn Scharfenberger schlägt vor, die Windkanäle, Windladen und Blasbälge
neu zu beledern, die Luftventile und deren Federn zu überarbeiten, das
Pedal wiederherzustellen und die Klaviatur neu mit Elfenbein und Ebenholz
zu belegen sowie die vollständig abgenützten Registerzüge durch neue zu ersetzen
, „damit dieses schöne Orgelwerk in voller Kraft gespielt werden kann".
Aus einem Gutachten der Firma G. F. Steinmeyer, Oettingen, vom 10.11.1925
geht hervor, daß die Orgel etwa in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts
einer Reparatur unterzogen worden sein muß: „und bei dieser Gelegenheit
wurden mehrere Register aus erstklassigem Material eingesetzt, welche bis
heute tadellos erhalten sind". Diese Reparatur wurde aber scheinbar nicht von
Scharfenberger, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit von Gustav Merklin
ausgeführt, mit dem die Gemeinde am 8. 2. 1868 einen Vertrag zur Wartung abgeschlossen
und ihm aufgetragen hatte: „überhaupt alles fehlende zu verbessern
".
Einem Prüfbericht des Orgelkommissars A. Barner vom 31. 7.1894 entnehmen
wir, daß Anton Kiene, Orgelbauer aus Waldkirch, 1890 drei neue Kastenspundbälge
erstellt hat. Barner schrieb ins damalige Gutachten: „das Werk hat ein
Manual und 17 Register, wovon 14 Register auf das Manual und 3 auf das
Pedal kommen. Pedalumfang: C — g = IV2 Oktaven. Das Werk ist in ganz
gutem Stand".
3 GLA Fasz. 229/56018.
4 Pfarramt Kork, Fasz. 61/1 (auch für die weiteren Ausführungen).
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