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Teile von V-Waffen herzustellen.45 Damit der Zusammenhang zwischen
Stammwerk und ausgelagertem Betrieb nicht bekannt wurde, ordnete das
Rüstungsamt in Berlin an, daß der Verlagerungsbetrieb in Haslach den
Tarnnamen „Barbe" zu führen habe.46 Auch die Messerschmidt-Flugzeugwerke
, die 1943 den ersten Düsenjäger der Welt hergestellt hatten und
die fortwährend Ziel alliierter Luftangriffe waren, zeigten an der Einrichtung
eines Fertigungsbetriebes in den bombensicheren Stollen des
„Vulkan" Interesse. Beauftragte dieser Werke besichtigten im April 1944
die Untertagebaue des „Vulkan".47
Im Mai 1944 erschien dann ein Baustab des Reichsluftfahrtministeriums,
das Ingenieurbüro Schlemp, und bereitete den Ausbau der Stollen im
Urenwald vor. Noch immer hieß es, die Mannesmann-Werke sollten darin
untergebracht werden.48 Einen Monat später übernahm die Organisation
Todt die Bauleitung. Zwei Baufirmen wurden von der OT-Zentrale in
Berlin beauftragt, die Vulkan-Stollen zu unterirdischen Fabrikationsstätten
auszubauen: die Firma Wayss und Freytag A. G., Frankfurt, Niederlassung
Straßburg, sowie die Firma Dohrmann, Mühlheim.49 Zur raschen
Durchführung der Bauarbeiten wurden den beiden Baufirmen KZ-Häftlinge
zur Verfügung gestellt.50 Entlang der Reichsstraße 294 (heutige
B 294) in der Höhe des Zufahrtsweges zum „Vulkan" wollte die Organisation
Todt im Herbst 1944 ein großes Arbeitslager mit vierzehn Unterkunftsbaracken
für die Häftlinge erstellen.51 Die fortschreitenden Kriegsereignisse
ließen diesen Plan jedoch scheitern. Stattdessen richtete die SS
im August 1944 in einem großen Lagerschuppen der Wehrmacht in der
Nähe des Haslacher Sportplatzes ein Konzentrationslager ein, das als
Außenkommando dem KZ Natzweiler (Elsaß) unterstellt war.52 Dieses
Lager bekam die Bezeichnung Arbeitslager „Barbe", wurde aber auch oft
Lager „Kinzigdamm" genannt. Durchschnittlich 600 Häftlinge53 aus den
Konzentrationslagern Struthof-Natzweiler und Dachau waren dort auf
45 Sdireiben des Planungsamtes des Reichsministeriums für Luftfahrt an die Hartsteinwerke vom 14. 4.
1944; Bericht von Karl Neureither, a.a.O.; Schreiben der Rüstungsinspektion Oberrhein Straßburg v.
6. 4. 1944, F. A. L.
46 Erlaß des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion v. 14. 4. 1944, F. A. L.; Aktennotiz
von Dr. Johannes Leferenz v. 22. 6. 1944; Schreiben der OT an die Hartsteinwerke v. 15. 11. 1944,
F. A. L.
47 Schreiben der Hartsteinwerke an die Heidelberger Firmenleitung v. 28. 4. 1944, F. A. L.
48 Bericht von Karl Neureither, a.a.O.
49 Archiv des Internationalen Suchdienstes, Arolsen, Akten KZ Vorbruck-Schirmeck, Außenkommando
Haslach OCC 17/64.
50 Vertragsentwurf mit der Baufirma Wayss und Freytag A.G., Straßburg, v. 4. 7. 1944, F. A. L.
51 Lageplan des „Barben-Arbeitslagers v. 24. 11. 1944; Brief des Landesökonomierates an die Stadt Haslach
v. 27. 3. 1945, St. A. H., Verwaltungssachen III 4/10.
52 Archiv des Internationalen Suchdienstes, Arolsen, Akten KZ Natzweiler, Außenkommando Haslach
OCC 17/64.
53 Bericht über den Rastatter Prozeß gegen das Wachpersonal des KZ Haslach, „Ortenauer Zeitung"
v. 25. 2. 1947. '
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