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ten, und über dem Vulkangelände erhob sich eine riesige Wolke aus
Staub und Rauch. Gemessen an der Größe der Sprengung, die damals
nur noch von der einer Sprengung auf der Insel Helgoland übertroffen
wurde, war statt des erwarteten gewaltigen Explosionsknalles mehr ein
dumpfes Grollen zu hören. Nach Abzug der Explosionswolke zeigte der
„Vulkan" ein völlig verändertes Aussehen. Wo einst die mächtigen Stolleneingänge
waren, lagerte nun eine Geröllhalde mit tonnenschweren
Blöcken. Am 29. April wurde eine weitere kleinere Sprengung mit
11 Tonnen Sprengstoff an anderer Stelle durchgeführt.
Schon die erste Sprengung hatten nahegelegene Erdbebenwarten registriert
. Dies war der Anlaß, daß Professor J. P. Rothe, Direktor des erdphysikalischen
Instituts Straßburg, eine seismische Auswertung der dann
folgenden Großsprengung in die Wege leitete. Nach den über die Rundfunkstationen
ausgestrahlten Zeitzeichen registrierten Erdbebenstationen
in Frankreich, in der Schweiz, in Österreich und in weiten Bereichen
Deutschlands die vom Urenkopf bei Haslach ausgehenden Erdstöße zum
Nutzen der Erdbebenkunde und der Erforschung der Erdkruste.77
Erst im Frühjahr 1949 wurde das Vulkangelände von der französischen
Besatzungsmacht wieder freigegeben. Für kurze Zeit und in bescheidenem
Umfang nahmen die Hartsteinwerke „Vulkan" nochmals die Schottergewinnung
am ehemaligen „Schlehdorn"-Stollen auf. Ein Gutachten
des Geologen Dr. Rudi Ewald 78 bestätigte auch die Möglichkeit weiterer
Gewinnung von Amphibolit in mäßigem Umfang, jedoch stand einer Ausweitung
und Fortführung des Betriebes die Kündigung des Pachtvertrages
am 31. Oktober 1950 durch die Stadt Haslach entgegen. Mit dem Abbau
der noch verbliebenen Anlagen und dem Verkauf sowie Abbau der
Seilbahn79 war die wechselvolle Geschichte der Amphibolitgewinnung
am Urenkopf endgültig beendet.
Trotz energischer Proteste der Stadt Haslach 80 wurde am 1. Januar 1953
das ehemalige Vulkangelände von der französischen Besatzungsmacht erneut
beschlagnahmt,81 um dort ein Munitions- und Sprengstoffdepot einzurichten
. Vom August 1953 bis zum 31. Dezember 1965 lagerten dann in
43 mit Wällen umgebenen Wellblechbaracken auf dem eingezäunten und
streng bewachten Gelände Munitionsbestände der französischen Armee.82
77 H. Reich/G. A. Schulze/O. Förtsch, a.a.O., S. 85 ff.
78 Gutachten von Dr. Rudi Ewald, Heidelberg, v. 9. 8. 1949, F. A. L.
79 Schreiben der Hartsteinwerke an das Finanzamt Wolfach vom 15. 2. 1952, F. A. L.
80 Ratsprotokoll v. 30. 12. 1952, Ziff. 1, St. A. H.
81 Besdilagnahmebescheid des Französischen Hohen Kommissars in der Bundesrepublik vom 5. 1. 1953,
Spezialakten: Forstwirtschaftlicher Betrieb der Stadt Haslach 861/27, St. A. H.
82 Schreiben des Spezialbauamtes des französischen Militärbauwesens an die Stadt Haslach v. 16. 4. 1953,
Spezialakten a.a.O., St. A. H.; Schreiben der Bundesvermögensstelle Baden-Baden an die Stadt Haslach
vom 10. 12. 1965, Spezialakten a.a.O., St. A. H.
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