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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 15
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In der Mühe dieser Männer steckten Gefahren, etwa Überbewertung von
Leistungen, ja Rekordsucht. Der Ehrentitel, den ein Rekordbrecher
erhielt, offenbart die Gefahr: „Großer Athlet", Anerkennung für
einmalige Leistung im Widerstand gegen Hunger, Durst, Schlaf, Hitze,
Kälte, Ermüdung, im Schweigen, im Alleinsein usw.6.

Die Worte des Herrn von der Bescheidenheit des „unnützen" Knechtes7
oder die Fußwaschung an den Jüngern und dazu die Deutung ,,... damit
auch ihr einander tut, wie ich euch getan habe"8 und ähnliche
Weisungen standen lebendig im Blick der Mönche. Die Konsequenz zur
Gründung einer vollen Mönchsgemeinschaft zog Pachomius um 320 in
Ägypten. Pachomius starb 346, Antonius, 105 Jahre alt, 356.

Gemeinschaft formt. Gemeinschaft hat aber auch ihre Schwierigkeiten,
sowohl im geistlichen wie im materiellen Bereich. Die Rivalität von
Kloster zu Kloster und innerhalb eines Mammutklosters zwischen
dessen Gruppen erlebte Pachomius als Gefahr. Auf Rekord- und
Gewinnsucht - auch zugunsten des Kollektivs - antwortete er mit Nein.
Es gibt drastische Beispiele, wie er Erwerbsbetrieb im Gegensatz zur
Klosterordnung, oder Preiserhöhungen aufgrund des guten Absatzes,
entgegen der klösterlichen Vereinbarung, herzhaft zurecht rückte9. In
die gleiche Richtung geht sein Satz: „Überflüssige Vorräte des Klosters
müssen unter die Armen verteilt werden" 10. Das Kloster soll ausstrahlen
in die soziale Ordnung.

Auch die Spannung zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft sah
Pachomius klar: „Der Mönch hat sich möglichst lautlos in die Klosterordnung
einzufügen". Nach seinem Tod aber erfahren wir von unglaublichem
Entgegenkommen gegen Eigenheiten einzelner Mönche11.

Basilius (ungefähr 330 bis 389), hervorragend ausgebildet, war nach
Abschluß seiner Studien zutiefst ratlos, wie christliches Leben aussehen
müsse. Er entschloß sich zu einer „Klosterreise". Auf seiner über ein
Jahr dauernden Fahrt fand der aufmerksame, kritische, bescheidene
junge Beobachter ein Ja zum Mönchtum, zu mancher Ausformung aber

6 Nigg bei Antonius und Pachomius. Heinrich Bacht S.J., Antonius und Pachomius, von der Anachorese zum
Cönobitentum: Studia Anselmiana 38, 1956; findet sich in Askese und Mönchtum in der alten Kirche, hrsg. von Karl
Suso Frank. Darmstadt 1975, 183-229.

7 Lk 17.10.

8 Joh 13.15.

9 Nigg 78f.: die 500 Matten; 79: die Sandalen.

10 Nigg 79.

11 „Lautlos sich einfügen": Nigg 78. Ein Beispiel für das Nachgeben bei Abt Cuthberi Butler. Benediktinisches
Mönchtum, St. Ottilien 1929 (= Butler): 13 lesen wir die Erfahrung des Palladius, wie in einem Pachomiuskloster von
Mittag bis Abend jede Stunde eine Mahlzeit angeboten wurde im Hinblick auf die verschiedenen Grade der
Abtötung, ein Mißbrauch der Regel: „Nach Belieben soll es ihnen erlaubt sein zu essen oder zu fasten". Pachomius
hatte in allen Zweifelsfragen eine Grundregel: „Alle sollen dir eine Hilfe sein, du sollst allen nützen": KG 11 1, 360. So
hofft er, in der Gemeinschaft des Klosters „Gottes eigene Familie" darstellen zu können.

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