http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0049
Platz der Münchweierer Pfarrkirche - sammelten sich auf einer Anhöhe -
„Brudergarten" - Einsiedler. Nicht lange nach 720 gab ihnen der
Straßburger Bischof Widegern eine Art klösterliche Ordnung und
überbaute das Grab mit einer Kirche. Heddo oder Eddo, Widegerns
Nachfolger, errichtet um 750 taleinwärts die Abtei Ettenheimmünster.
Landelin gilt als Ire. Im Ortsnamen Ettenheim dürfte Eddo zu finden sein.
Münchweier taucht im Verbrüderungsbuch von St. Gallen (9. Jh.) als
„Muniwilre" auf, 1336 als „Minewilre", um 1500 als „Minnenwier"; man
hat daraus auf einen Personennamen Muni geschlossen. Dieser Schluß
ist im Alemannischen nicht nötig; man ist ja auch bei Ochsenhausen,
Schweinshausen, Kuhbach usw., nicht auf Personen angewiesen. So gut
wie Kuhbach seine Einsiedelei Brudertal und Ochsenhausen seine Abtei
haben, so würde es die erste Sammlung von Mönchen am Landelinsgrab
nicht negieren, wenn die „Münche" erst später in den Ortsnamen
hineingeraten wären131.
Schuttern, Offoniscella lt. Urkunde Kaiser Heinrichs II. von 1016, erhielt
mit den Ausgrabungen unter der ehemaligen Abteikirche in den letzten
drei Jahren wertvollste Aufschlüsse über die früheste Zeit des Klosters
m. Karl List, Lahr, hat die schwierige Arbeit mit großer Ausdauer
durchgeführt. Etwa 3,65 m unter dem derzeitigen Kirchenboden liegt die
Sohle des Rundgrabes des Gründers Offo 133. Eine bisher ins Sagenhafte
abgeschobene Gestalt gewinnt an geschichtlicher Wirklichkeit, obschon
nicht alle Fragen um Offo und um sein Grab Antwort finden. Die Reste
des Mosaiks aus der Zeit um das Jahr 1000, mit dem das Grab abgedeckt
war, eine Darstellung des Opfers der Brüder Kain und Abel und des
Brudermordes, sind erschütternde Andeutung eines uns bis heute
verborgenen Geschehens. Die Frühzeit von Kirche und Kloster weist
zwei Bauperioden vor Pirmin auf, weist also in die Merowingerzeit der
irischen Mönche. Kontakte Columbans oder einer seiner Mönche mit
Schuttern kennen wir nicht, lediglich Fridolin streift diese Gegend134. In
der Verbrüderungsliste der Abtei Reichenau fallen Schütterer Mönche
131 FDA 75. 1955. 203 244. Hauptanliegen sind ihm: die Geschichtlichkeit Landelins, Alter seines Kultes, Bedeutung in
der Diözese Straüburg, der Ortenauer Märtyrer und der belgische Bischof, Geschichte der Verehrung und der
Wechsel vom ursprünglichen 21. 9. ( = Evangelist Matthäus) auf den 22. 9. im Straßburger Proprium von 1779. -
Büttner. Elsaß 108/109. - Kauss. 94 f.. 182. 216. Burg. Duche 73.
132 Denkmalspflege in Baden-Württemberg 4. Jg, 1975 Heft 3 S. 107-116 Bericht Karl List. Vorberieht 1972 Heft 3 S. 73;
s. auch unseren Band Beitrag List.
133 Das Grab wurde, wie List 116 hervorhebt, ehrfürchtig behandelt. Außer den Reliquien des Offo sind keine anderen für
dieses Grab genannt. Über den Titel der Abtei und über Offo aus Britannien: Joseph Sauer, in Kdm VII 213. Auf dem
ältesten Siegel des Konvents (ebda. S. LXXXVI1) halt ..Rex Offo Fundator" das Modell einer Kirche zur thronenden
Madonna und zu dem von ihr gehaltenen und auf so etwas wie einem Faldistorium sitzenden Jesuskind empor. Die
Kirche hat im Westen zwei Türme und im Osten einen kleinen Chorturm. In der rechten Hand hält Maria eine Rose.
Das Kissen auf der Thronbank (ohne Lehne) weist an beiden Enden den gleichen Zierrat auf wie die Krone. Die Offo-
Inschrift im inneren Kreis hat nach fundator einen Punkt. Dann: ..IBIDC". Ortsangabe ,,ibi"? ,.DC" Jahreszahl? Also
in der Zeit Columbans? Der äußere Kreis des Siegels sagt: ..Sigillum conventus sancte Marie in Schutera +".
134 Siehe oben bei Fridolin und Anm, 52 und 53.
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