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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 81
(PDF, 129 MB)
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schüler, der spätere Ekkehard I., die Aufgabe, die westgotische Walthari-
sage in lateinischen Versen zu beschreiben. Um 1030 fertigte Ekkehard
IV. auf Wunsch des Mainzer Erzbischofs Aribo die heutige Gestalt273,
auch an Stellen frisch, wo Gefahr der Langeweile bestand. Ein früher
deutscher Lobgesang auf den heiligen Gallus vom Mönch Radpert, hat
sich nur im Latein Ekkehards IV. erhalten.

Notker III. („Labeo"), 1022 an der Pest gestorben, leitete wieder den
umgekehrten Weg ein, lateinische Texte, vom Psalter über Cicero und
Vergil bis zu Augustinus und Boethius deutsch zu bringen 274.

Bei einem derart lebendigen Schulbetrieb erfahren wir natürlich viel
mehr vom Inwendigen des Klosterlebens. Die von Radpert begonnenen
und über 400 Jahre weitergeführten „casus monasterii sancti Galli"
geben hierzu Nahrung. Großartigen Einblick in die Welt einer solchen
Abtei bietet das Geschenk des St. Gallener Klosterplanes 275. Die
Diskussion über diesen Plan stellt heute - in ganz groben Strichen
folgende Ansichten in den Vordergrund: Der vorhandene Plan kopiert
ein älteres Vorbild; er ist gefertigt auf der Insel Reichenau im Auftrag von
Heito, dem Basler Bischof, 802-823, und Reichenauer Abt, 806-823, für
Gozbert, Abt von St. Gallen, nach dessen Amtsantritt 816 und bevor er 830
mit der Erneuerung der Klosterkirche, begann. Die Schicksale, denen der
Plan unterworfen war, sind hochinteressant, genau so die Deutungen, die
er erfahren hat, und auch die Einflüsse, die ihn geformt haben, so daß man
sie an ihm ablesen kann 276. Er ist ein Zeichen des Friedens (Reichenau
St. Gallen) und ein Zeichen der Reform (Aachener Reformsynoden 816
und 817; hl. Benedikt von Aniane, etwa 750 bis 821. zuletzt Abt von
Cornelimünster bei Aachen). Reichenau und St. Gallen stehen im Vorfeld
von Cluny, wurden aber nicht Kluniazenser.

Der Glanz des frühen Mönchtums am Oberrhein leuchtet zu uns her
durch die Morgenschleier hoffnungsvoller Ansätze, durch die Schleier
der Trauer ob des oft jähen Wechsels von Hoch und Tief, ob der Schwäche
des Menschen auch im religiösen Leben. Der heilige Benedikt schreibt
Stabilität ganz groß, aber nicht weil seine Mönche sie schon besäßen,
sondern weil der wetterwendische Mensch sie absolut nötig hat. Damit
stellt sich uns die Frage nach Ziel und Wegen der Benediktusregel277.

273 Waltharilied: Sa her 84-90; Nadler 52/53.

274 Salzer 104 112; Nadler 53/54.

275 Der Karolingische Klosterplan von St. Gallen (Schweiz); Facsimile-Wiedergabe. Hans Reinhardt. Der St. Galler
Klosterplan. St. Gallen 1952.

276 Walter Horn in Collaboration with Ernest Born. New Theses about the Plan of St. Gall; und; Neue Thesen zum
St. Galler Klosterplan. Deutsche Zusammenfassung von Walter Horn: In: Maurer, 407-476; 477-480. Illustriert.

277 Luigi Salvalorelli, Benedikt. Der Abt des Abendlandes. Hamburg 1937 (= Salvatorelli): Benediktus und seine Zeit an
vielen Stellen, besonders 105-108. Weitere Darstellungen; Ildefons Herwegen. Der heilige Benedikt. Düsseldorf 1917
(4. Auflage 1951). Leonard von Matt Stephan Hilpiseh. Benediktus. Leben und Werk. Würzburg 1960. Ausgabe der
Benediktusregel (= RB). lateinisch - deutsch. Einleitung, Ubersetzung. Anmerkungen und Sachverzeichnis: Basilius
Steidle. Die Benediktusregel. Beuron 1975.

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