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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 83
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sind". Benedikt will nicht, daß man es einem Bewerber leicht mache. Wer
vier oder fünf Tage geduldig auf seiner Bitte besteht, dem gewähre man
Einlaß, zuerst für einige Tage in die Wohnung der Gäste, dann zu den
Novizen. Ein älterer Bruder achte sorgfältig, ob der Bewerber wirklich
Gott sucht und Eifer hat für Gottesdienst, Gehorsam, Verdemütigungen.
„Man sage ihm offen alles Harte und Rauhe des Weges zu Gott". Nach
zwei, dann nach sechs und ein drittes Mal nach weiteren vier Monaten ist
ihm jeweils die ganze Regel vorzulesen. Jedes Mal wird ihm gesagt, daß er
ablehnen oder annehmen könne. Er wird jedes Mal um seine Stellungnahme
gefragt. Kann man ihn aufnehmen, so lege er vor allen Brüdern
sein Versprechen ab betreffs Beständigkeit (Stabilität), seiner Stellung
zur klösterlichen Lebensordnung und seines Willens zum Gehorsam. Er
schreibe es selbst, oder ein Bruder soll es auf seine Bitte hin schreiben,
aber er unterzeichne und lege eigenhändig die Urkunde auf den Altar280.

Wir spüren, welchen Wert Benedikt legt auf Standhalten und Ausharren.
Bei aller Ermahnung an den Abt. Vater zu sein, bleibt doch eine letzte
Distanz, die verhütet, daß die Bindung eine Bindung an die Persönlichkeit
des Oberen wird, denn sie gilt, wenn der Abt stirbt, seinem
Nachfolger. Ohne es auszusprechen, schiebt Benedikt allem Wetterwendischen
, nur Gefühlsmäßigen, einen starken Riegel vor: ..Mein Wort
richtet sich an dich, an jeden, der dem Eigenwillen entsagen und die
starken und herrlichen Waffen des Gehorsams ergreifen will, um dem
wahren König, Christus, dem Herrn, zu dienen". Daß in „conversatio
morum suorum et oboedientia", in der klösterlichen Lebensform und im
Gehorsam Jungfräulichkeit und Armut eingeschlossen sind, mag uns
heute überraschen, weil wir die „drei evangelischen Räte" kennen. Für
Benedikt ist alles im „klösterlichen Leben" mitgemeint, auch wenn er
noch das eine oder andere Wort beifügt - oben „Gehorsam", im Prolog
„Glauben": „Wer im klösterlichen Leben und im Glauben voranschreitet
, dem weitet sich das Herz, und er geht den Weg der Gebote Gottes in
unsagbarer Freude der Liebe"281.

Benedikt weiß, daß es den Menschen einer haltlosen Zeit wie eine
lächerliche Selbstbeschränkung vorkommen muß. sich derart endgültig
zu binden; sie lachen ja schon über eheliche Treue und über das Stehen
zum gegebenen Wort usw. Er setzt sich damit nicht auseinander. Er
markiert Wege für den, der den Weg der Regel gehen will und „in Geduld
am Leiden Christi teilnimmt" 282.

Wie sich die Regel Benedikts durch knappe Sprache auszeichnet, genau
so durch ihre Ausrichtung auf das praktische Leben, von äußeren Dingen
bis ins Innerste. Wir können diesen Reichtum nur andeuten.

280 Uberblick über die Fragen um Benedikts Regel und die Regula Magistri KG II. 1 269 272. Steidlv. RB. Einleitung und
Kap. 58

281 RB Prolog 3; 58.17: Prolog 49.

282 RB Prolog 50.

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