http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0095
aus dem Westen kommen. In Frankreich hat schon im 17. Jahrhundert
vor allem Vinzenz von Paul die krankenpflegenden und sozialtätigen
Orden geschaffen. Vom Mutterhaus der Straßburger Vinzentinerinnen
kamen 1846 die ersten Vinzentiusschwestern nach Freiburg, wo sie heute
noch das Mutterhaus haben. Andere sind aber in der Ortenau seßhaft
geworden oder hier entstanden: die aus dem elsässischen Niederbronn in
Bühl, die Schwestern mit dem Mutterhaus in Gengenbach, gegründet von
Pfarrer Wilhelm Berger, die von Neusatzeck, von Pfarrer Josef Bäder in
Neusatz ins Leben gerufen, und die von Erlenbad, entstanden aus einer
Gründung Fr. X. Lenders, zur Zeit, als er noch Pfarrer in Schwarzach
war.
Da in der Erzdiözese Freiburg zunächst nur noch im Zusammenhang mit
den Ingenbohler Schwestern in der Schweiz in Hegne am Bodensee ein
Mutterhaus errichtet wurde, waren 1918 von vier Mutterhäusern der
Schwesternkonkregationen allein zwei in der Ortenau plaziert zu denen
sich kurz darauf das Provinzialhaus der Niederbronner in Bühl und die
ursprünglich von Schwarzach ausgehenden Erlenbader Schwestern
gesellten. Man mag dabei auch daran denken, daß ähnlich die evangelischen
Diakonissen wichtige Häuser in Kork und in Nonnenweier schon
1844/51 errichtet haben. In besonders harter Weise hat der badische Staat
bis 1918 die Errichtung von Männerklöstern abgelehnt. So kommen auch
für die Ortenau derartige Neugründungen nicht vor diesem Termin in
Frage. Seither haben sich in der Ortenau vor allem die Kapuziner
niedergelassen: an den beiden Wallfahrtskirchen Maria zu den Ketten in
Zell a. Harmersbach und an Maria Linden-Ottersweier, dann an der
neuen Offenburger Pfarrei St. Fidelis. In Ettenheimmünster haben
Schulbrüder ein Provinzhaus und unterhielten dort bis vor einem
Jahrzehnt ein Internat. So ist also der Anteil der Ortenau an den
Männerklöstern der Erzdiözese eigentlich bescheiden.
Bedeutendender als die letzterwähnten Gründungen waren in den Auswirkungen
bis in viele Gemeinden hinaus die Schwesternkongregationen
, von denen die Rede war. Wie viele Betreuung kleiner Kinder in den
Kindergärten, Entlastung der oft so überarbeiteten Mütter, wieviel gute
Anleitung in Nähschulen, wie unendlich viele Wohltat an Krankenbetten
ist davon ausgegangen. Man sollte aber nicht vergessen, daß dies
alles nur möglich war, weil diese Frauen sich durchgerungen hatten, die
Botschaft des Glaubens zutiefst anzunehmen, wie schon seinerzeit die
ersten Mönche, die den Boden der Ortenau betraten und daraus die Kraft
gewannen, diesen Dienst an den Mitmenschen in aller Stille zu tun, um
dadurch Gott zu dienen.
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