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Die neuen Fundamente sind 4 Fuß (1,18 m) breit und liegen bei minus
365 um 40-50 cm tiefer, als die des vorhergehenden Baues. Besondere
Beachtung verdient das Sickergestück aus groben Flußkieseln auf der
Fundamentsohle. Es diente dem besseren Abzug des Grundwassers. Das
exakt gebaute Fundament endete sowohl bei der Nordwand, als auch bei
der Südwand auf gleicher Ostlinie bei 19,30. Hier fand es Anschluß an die
älteren Bauteile.
Die erneuerte Kirche ist reich ausgemalt gewesen, was durch bemalten
Wandputz bezeugt ist, der zufällig an einem verstürzten Mauerstück der
Westwand gefunden wurde. Die Zerrissenheit des Putzes ließ die
Vielfarbigkeit der Malerei erkennen, nicht aber Form und Gestalt. Der
Fußboden der karolingischen Kirche ist in größeren Flächen erhalten,
über seinem Unterbau aus Sandsteinbruch und Kalk hat sich auf dem
ursprünglichen Estrich eine starke von Brandlinien durchzogene
Bodenschicht aufgelaufen. Dies zeugt von langer Dauer des Bodens.
Auf diesem karolingischen Boden fand sich das kunsthistorisch wertvolle
Zeugnis einer ottonischen Bauperiode: das Mosaikgrab des Gründers
Offo, als eine Erneuerung seines ersten Reliquiengrabes - am gleichen
Ort13! Der ottonische Charakter des Mosaikbildes stand nie in Zweifel,
doch die Bedeutung dieses großen Medaillons als Fassung eines
Reliquiengrabes ergab sich erst später. Da unter ihm das erste
Reliquiengrab freigelegt wurde und später über beiden Reliquiengräbern
der Abt Hermann Börner um 1290 das „Offo-Mausoleum" errichtete, ist
hier der Ort, an dem die verehrten Gebeine des Gründers immer wieder
tradiert wurden. Die Erwägung H. Schwarzmaiers, daß nur das
Vorhandensein eines „als heilig verehrten Orts... mit dem eine geistige
Kontinuität von vornherein gegeben war" an eine frühe Gründung
denken lasse, war scharfsichtig und zutreffend. Das Fehlen eines
kontinuierlich verehrten Orts nötigte zur Annahme eines Ursprungs des
Klosters „aus dem politischen Willen einer vom Elsaß nach Alemannien
ausgreifenden fränkischen Oberschicht" 14. Was nicht urkundlich überliefert
war: die Grabung erbrachte die Aufdeckung der kontinuierlich
verehrten Reliquien des Gründers Offo. In ihr haben wir den Ursprung
des Klosters.
Das Stiftmosaik besteht aus weißen, roten und schwarzen Kieselsteinen,
die von kundiger Hand aus Rheinkieseln scharfkantig geschlagen
wurden 15. Der Mörtel des Unterbaues, stark mit Ziegelsplitt versetzt,
ist dem vorhandenen Boden aufgetragen, so daß das Ganze über dem
13 Karl List, Ein deutsches Bildmosaik aus ottonischer Zeit, in: Die Ortenau 56. 1976. 146 und in: Kunstchronik 1976.
Heft 7, 216.
14 Schwarzmaier 11.
15 Nach Auskunft des Mineralog. Instituts d. Univ. Freiburg stammen die Kiesel aus der Rheinebene.
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