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Friedrichs von Österreich bei Mühldorf (1322) sprach der in Avignon
residierende Papst Johann XXII. den Bann über Ludwig den Bayern aus,
und dessen Anhänger rächten sich am Kirchenbesitz. Das Kloster wurde
überfallen und so stark verwüstet, daß es vorübergehend von den
Mönchen verlassen werden mußte20. Boten Stadt und Schloß im
erwähnten Falle nur keinen Schutz, so wurden sie in der Folgezeit dem
Kloster zum Verhängnis, da es nun unter allen Kriegszügen gegen die
streitsüchtigen Geroldsecker litt. Der Streit zwischen den Straßburgern
und dem aus der Stadt vertriebenen Adel führte 1334-35 zu einem
regelrechten Krieg, in dem die Bürger von Straßburg die Stadt Erstein
und die Festung Schwanau eroberten. Die Straßburger wandten sich
gleichzeitig auch gegen Schuttern, belagerten es, rissen die Türme und
Mauern nieder und verbrannten das Kloster. Der Zug gegen Schuttern
war nur zu verständlich, da Walter III. von Geroldseck hier zwei in der
Nähe von Straßburg gefangene Basler Kaufleute festgesetzt hatte21.
Kloster und Stadt wurden in der Folgezeit wieder aufgebaut, doch kamen
die Arbeiten wegen der Pest von 1349 nur langsam voran. Erst unter Abt
Wilhelm I, (1350-1370) war der Wiederaufbau vollendet, doch folgte eine
neue Zerstörung durch die Straßburger 137222. Die Klagen, die das
Kloster auf dem Konzil in Konstanz vorbrachte, veranlaßten Kaiser
Sigismund dort 1418 ein Privileg für das Kloster auszustellen, das seine
Rechte bestätigte23. Bereits wenige Jahre später brach eine Fehde
zwischen den Herren von Geroldseck und den Grafen von Moers-
Saarwerden aus, die die ganze Ortenau verheerte. Aus dem Familienstreit
im Haus Geroldseck wurde durch Erbversprechen und die
Einmischung von Markgraf Jakob von Baden eine lange blutige
Auseinandersetzung, die wieder einmal die Ohnmacht der Reichsgewalt
zeigte. Trotz kaiserlicher Friedensgebote, des auf dem Konzil von Basel
ausgesprochenen Bannes und der Bemühungen des kaiserlichen Statthalters
Herzog Wilhelm von Bayern ging der Kampf weiter, bis auch
Schuttern, einer der letzten Stützpunkte Diebolts, von seinen Gegnern
eingeschlossen, bei Nacht erstürmt und Diebolts Bruder Heinrich dabei
getötet worden war. Markgraf Jakob behauptete später, einen kaiserlichen
Gebotsbrief zum Schutz des Klosters nicht rechtzeitig erhalten zu
haben. Diebolt unterwarf sich nun dem Kaiser und erhielt Geroldseck
und Schuttern zurück. Ein Vertrag vom 8. Juni 1434 sicherte dem Abt die
alten Rechte zu und übergab ihm die Sorge um ein Stadttor, das dem
mit dem Städtchen zusammengewachsenen Kloster die Funktion der
Klosterpforte erfüllte. Auch die während der Kämpfe abgeleitete
Schutter erhielt wieder ihren alten Lauf durch den Klosterhof und die
20 Ruppert, 428; Heizmann, S. 17.
21 Heizmann, S. 17-18; J. G. Mayer, Die Äbte der Klöster Ettenheimmünster und Schlittern, FDA 14 1881, 160 161.
22 Heizmann S. 18.
23 Ruppert, 431.
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