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Konvent verpflichtete.22 Drei Jahre später begegnet er als Visitator der
Klöster im Konstanzer und Churer Bistum. In dieser Eigenschaft
visitierte er 1454/56 zusammen mit den Äbten von Hirsau und Wiblingen
die Klöster St. Gallen und Allerheiligen in Schaffhausen.23 1459 hatte er
im Auftrag der Römischen Kurie gemeinsam mit dem Abt von Alpirsbach
zu prüfen, ob das Priorat Reichenbach, das sich aus der Abhängigkeit von
Hirsau zu lösen suchte, die Voraussetzungen für eine Erhebung zur Abtei
erfüllte.24
Man kann grundsätzlich sagen, daß Äbte, die die Reformkapitel besucht
und die schwierige Aufgabe von Visitatoren übernommen haben, in der
Regel auch den Willen zur Umgestaltung der heimischen Verhältnisse
besessen haben. Es darf deshalb als sicher angenommen werden, daß
Heinrich Riff, der dem Provinzialkapitel von 1459 als Präsident vorstand,
auch im eigenen Kloster die .reformatio in spiritualibus et temporalibus'
durchzuführen versucht hat.
Möglicherweise hat er daran gedacht, die Bestrebungen der Mainz-
Bamberger Provinzialkapitel durch den Anschluß des Klosters an die
Bursfelder Reformbewegung zu intensivieren. Aus dem Jahre 1457 ist
jedenfalls eine Nachricht erhalten, daß der Abt von Ettenheimmünster
zum Beitritt zur Bursfelder Kongregation gewillt war und bereits
entsprechende Kontakte aufgenommen hatte.25 Diese blieben jedoch
ohne erkennbare Folgen; der Anschluß wurde nicht vollzogen. Ob Abt
Heinrich selbst ihn nicht weiter betrieben hat, ob Bischof oder
Klostervogt ihre Einwilligung versagt haben - ohne diese Einwilligung
nahm Bursfeld kein Kloster in die Union auf - oder ob der Konvent sich
dem Beitritt widersetzt hat, kann aufgrund der Quellenlage nicht mehr
geklärt werden. Den Konventualen, die das gemeinsame Leben seit
längerem vernachlässigt hatten und zum Teil in eigenen Häusern im
nahen Ettenheim wohnten26, mag in der Tat die angestrebte Einheitlichkeit
in Kleidung, Liturgie, innerer Disziplin und äußerem Verhalten, die
Wiederherstellung einer vita communis und die Abschaffung des
Sondereigentums gar nicht behagt haben.
Dennoch haben sich die Reformgedanken in den drei folgenden
Jahrzehnten auch in Ettenheimmünster durchgesetzt. 1474 wurde unter
Abt Hesso von Tiersberg mit dem Kloster Wiblingen, das die Reform in
Schwaben entscheidend mitgetragen hat, ein Verbrüderungsvertrag
22 Anton Joseph Binterim, Pragmatische Geschichte der deutschen Regional-, Provinzial- und vorzüglichsten Diözesan-
Concilien 7, Mainz 1848, 248 f.
23 Gebhard Spahr, Die Reform im Kloster St. Gallen 1442-1457, Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und
seiner Umgebung 76/1958, 1-62; S. 25.
24 GLA 65/1108 fol. 153-153v. 1473/74 erscheint ein Georg von Ettenheimmünster als Prior von Reichenbach, Klaus
Schreiner, Klosterreichenbach, GB 336-344; S. 342.
25 Paulus Volk, Die Straßburger Benediktinerabteien im Bursfelder Kongregationsverband 1481-1624, AEKG 10/1935,
153-293; S. 169 f.
26 Ludwig Heizmann. Das Benediktiner-Kloster Ettenheimmünster, Lahr 1932, 28.
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