http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0172
Abt Laurentius, geboren 1540 zu Surburg im Elsaß, entstammte
bescheidenen Verhältnissen; ein Studium an der Universität Freiburg
hatte er aus finanziellen Gründen abbrechen müssen. Früh schon hatte er
sich, damals noch Weltgeistlicher, in der Seelsorge einen ausgezeichneten
Ruf erworben. Als Abt von Ettenheimmünster nahm er, wie zuvor in
Altdorf, die Erneuerung des wirtschaftlich und personell darniederliegenden
Klosters energisch in Angriff.55 Sofort nach seinem Amtsantritt
sorgte er dafür, daß die Klosterkirche und die vernachlässigten
Klostergebäude renoviert wurden.56 Auch die Zahl der Konventualen
stieg im Laufe der Jahre wieder an.57 Wohl aufgrund seiner Erfahrungen
als Seelsorger war Abt Laurentius eher als sein Vorgänger geneigt, die
Tätigkeit der Jesuiten an der Schule in Molsheim positiv einzustufen. Er
hat darauf gesehen, daß die neu aufgenommenen Konventualen, in
Altdorf wie in Ettenheimmünster, zur Vertiefung ihrer geistig-religiösen
Bildung das 1580 gegründete Jesuitenkolleg besuchten.58
Die unverkennbar positive Entwicklung, die Ettenheimmünster unter
Laurentius Gutjahr genommen hatte, wurde durch die zwiespältige
Straßburger Bischofswahl von 1592 bereits wieder unterbrochen. Der
Konvent erkannte sehr bald die Gefahr, die im zeitlichen Zusammentreffen
von Bischofsschisma und Klostervakanz lag und wandte sich sofort
nach dem Tod des Abtes an den Kandidaten der katholischen Partei,
Kardinal Karl von Lothringen, um dessen Zustimmung zur Vornahme
der Neuwahl einzuholen. Dies gelang trotz der tatkräftigen Unterstützung
durch die Klostervorsteher von Altdorf und Maursmünster nicht;
der Konvent wurde wegen der ungeklärten politischen Lage auf spätere
Zeit vertröstet. Das aber hatte verhängnisvolle Folgen. 1593 kam es unter
kaiserlicher Mitwirkung zu einer Interessen- und Gebietsabgrenzung
zwischen den Parteien. Ettenheimmünster wurde mit dem Amt Etten-
heim dem Anteil des protestantischen Kandidaten, des Markgrafen
Johann Georg von Brandenburg zugeschlagen.
Gleichwohl weigerten sich die Konventualen, hierin insbesondere durch
die Äbte von Gengenbach und Schuttern unterstützt, den Brandenburger
, da er nicht „secundum ordinem et traditionem catholicae orthodoxae
ecclesiae" zum Bischof berufen sei, in geistlichen Dingen als ihren
55 Albert Krieger, Ein lateinisches Gedicht auf den Abt Laurentius von Altdorf und Ettenheimmünster (t 1592), ZGO
53/1899, 258-270; S. 258-260.
56 GLA 27a/15, 1582 Okt. 19.
57 Vgl. die in einem Notariatsinstrument von 1594 überlieferte Konventsliste - die erste nach den Reichenauer
Einträgen. GLA 67/603 fei. 122.
58 Krieger 259. Das von Krieger edierte Preisgedicht auf das Leben und Wirken des Abtes hat 1593 dessen
Schwesternsohn Laurentius Reiffsteck, Student zu Freiburg, verfaßt. Das Gedicht ist dem Prior Gregor Hag und drei
weiteren Konventualen von Altdorf - nicht, wie Krieger meint, von Ettenheimmünster - gewidmet; der dort genannte
Magister Matthias Rauhenius, ludimoderator scholae vestrae, der das Gedicht angeregt hat, war Vorsteher der
Klosterschule von Altdorf, nicht der von Ettenheimmünster. Vgl. Archangelus Sieffert, Altdorf. Geschichte von Abtei
und Dorf, Straßburg-Königshofen 1950, 137, 163.
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