http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0216
stand"4 den dux Ruthard als Klostergründer beanspruchte. Jenen
Ruthard, der zu den fränkischen Machthabern zählt, „die aus dem
elsässischen Gebiet heraus Besitz und Herrschaftsrechte im rechtsrheinischen
Gebiet erworben haben"5.
Eine zentrale Rolle für eine historisch belegbare Aussage über die
Frühzeit des Klosters spielen die Mönchslisten in den karolingischen
Gedenkbüchern von Reichenau und St. Gallen. Obwohl ihr ursprünglicher
Sinn im liturgischen Bereich lag, sind sie doch die „frühesten und
einzigen originalen Zeugnisse"6 über die Frühzeit der Ortenauklöster,
mithin auch des Klosters in Gengenbach.
Nach der Analyse von Schwarzmaier7 ergeben diese Listen für Gengenbach
um das Jahr 820 eine Zahl von 70 Mönchen, unter der Leitung zweier
Äbte. Im Jahr 826 waren es 99 Mönche und ein Abt, und mit dieser
enormen Steigerung innerhalb kürzester Zeit erhob sich Gengenbach
zum größten Kloster in der Ortenau. „Man darf vermuten, daß
Gengenbach damals, bald nach 820, Reichskloster geworden ist und daß
auch das Anwachsen des Konvents damit im Zusammenhang steht8.
Somit ist für das Gengenbacher Kloster im 9. Jahrhundert eine frühe - in
späteren Zeiten jedoch nie mehr erreichte Blütezeit festzustellen. Weder
im Zuge der Reorganisation und Reformierung im 12. Jahrhundert, noch
mit den Bemühungen zur Zeit des Barock sollte dieser hohe Stand
nochmals erreicht werden. Der Wandel vom Fränkischen Missionszentrum
zur karolingischen Reichsabtei9 war um diese Zeit vollzogen,
dem zusätzlichen Auftrag, als politischer und wirtschaftlicher Faktor bei
der Ausübung der Herrschaft im alemannischen Raum Unterstützung zu
geben, ist das Kloster zu dieser Zeit vollauf gerecht geworden.
Die Abtei im Hochmittelalter
Für das Hochmittelalter zeichnen sich mit dem Wirken der Zähringer in
der Ortenau neue Aufgaben ab, wie H. Schwarzmaier in seiner
Untersuchung aufzeigt11.
4 Schwarzmaier ZGO 119, 7.
5 Schwarzmaier, Gengenbacher Blätter 1975, 27.
6 Schwarzmaier ZGO, 119, 29.
7 vgl. ZGO 119, 15 ff.; zu Gengenbach 22 ff.
8 a.a.O., 23.
9 Schwarzmaier a.a.O., 29.
10 Anm. entfällt.
11 ZGO 121/1973, 1-33: Die politischen Kräfte in der Ortenau im Hochmittelalter.
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