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spruchte. Die Reichsabtei (1473) gehörte zur Diözese Straßburg, und der
jeweilige Bischof von Speyer war der Lehnsherr des Abtes.
Das Klostergebiet war rechtsrheinisch in zwei Gerichtsstäbe gegliedert:
in den inneren Stab Schwarzach mit den Ortschaften Schwarzach mit
Hildmannsfeld, Ulm mit Hunden, Greffern und bis 1493 auch Stollhofen;
in den äußeren Stab Vimbuch mit den Dörfern Moos, Oberbuch mit
Kinzhurst, Balzhofen mit Henkhurst, Oberweier, Zell und Vimbuch.
Vor dem Dreißigjährigen Krieg wohnten etwa 500-600 Bürger im Abteigebiet
; danach war die Bevölkerung auf ein Viertel zusammengeschrumpft
. Eine Einwohnerstatistik aus dem Jahre 1787 nennt folgende
Zahlen: Schwarzach 752, Hildmannsfeld 111, Ulm 380, Greffern 416,
Oberbruch 166, Vimbuch 225, Oberweier 123, Balzhofen 210, Zell 210,
Moos 367; zusammen 2 9602.
Im Abteigebiet vom Rhein bis zur Vorhügelzone des Schwarzwaldes
erstreckten sich ausgedehnte, z. T. sumpfige Laubwälder (Abtsmuhr), die,
wie z. B. der Oberwald, auch Scherzheimer- oder Fünfheimburgerwald
genannt, im wirtschaftlichen Bereich des Klosters eine bedeutende Rolle
spielten. In ihnen lagen zahlreiche Klosterhöfe, deren Verwalter, die
Meier, für ihre Viehwirtschaft die Waldweide und Eichelmast nutzten.
Im Jahre 1803 betrug der Flächeninhalt sämtlicher Gemarkungen 17 068
Morgen, davon 6013 Morgen Ackerfeld, 3 467 Morgen Wiesen und 7 388
Morgen Waldungen3.
Wirtschaftlicher Zentralpunkt auf der linken Rheinseite war im Mittelalter
Schwindratzheim. Dort wurde der Ertrag der umliegenden Fron-
und Dinghöfe gesammelt und z. T. nach Straßburg in den Hof des Klosters
in der Kalbsgasse geführt. Dieser Straßburger Hof war Sitz eines eigenen
Klosterschaffners und diente den Äbten in Kriegs- und Krisenzeiten als
Zufluchtstätte.
Die zins- und gerichtspflichtigen Personen im Abteigebiet hießen nach
dem Hauptpatron des Klosters St. Petersleute. Im Klostergebiet saßen
auch Eigenleute der Markgrafen von Baden und der Ritter von Windeck.
Im Hochmittelalter waren einige dem niederen Adel entstammende
Geschlechter mit Lehensgütern des Klosters ausgestattet4.
Links und rechts des Rheines besaß das Kloster das Patronat über
zahlreiche Kirchen und Kapellen (siehe Karte). Die Seelsorge in den
Pfarreien wurde z. T. von den Mitgliedern des Klosterkonvents versehen.
2 GLA 229/95848.
3 Reinfried, 147.
4 Ca. 1230, GLA 67/1315, 80-82.
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