http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0267
Dinghöfe und Gerichte hatte das Kloster auf der linken Rheinseite in
Dangolsheim (Kt. Molsheim), Tränheim, Dossenheim (Kt. Truchters-
heim), Küttolsheim, Schwindratzheim und in Drusenheim.
Auf der rechten Rheinseite besaß die Abtei vier eigene Gerichte, die mit
einem Schultheißen und zwölf Richtern besetzt waren, in Stollhofen (bis
1493), Ulm, Vimbuch und Schwarzach. Unter dem Vorsitz des Abtes,
Vogts oder Schultheißen wurde an den Dingtagen den Genossen und dem
Kloster Recht gesprochen. Als Appellationsinstanz fungierte bis zur
Mitte des 16. Jahrhunderts das Schwarzacher Saalgericht. An dem
Gerichtstag des Saalgerichtes mußten alle St. Petersleute teilnehmen.
Dort wurden auch die Rechte des Abts dem Volk verkündet. Er besaß die
Münzgerechtigkeit, das Grundruhrrecht und konnte dreimal im Jahr
14 Tage lang Bannwein ausschenken.
Die Obervogtei über das Kloster lag in den Händen der Burggrafen von
Nürnberg (der späteren Markgrafen von Brandenburg). Sie trugen sie
von den Bischöfen von Speyer zu Lehen. Untervögte waren bis zur Mitte
des 15. Jahrhunderts die Ritter von Windeck.
Seitdem den Markgrafen von Baden der Schutz und Schirm über das Kloster
übertragen worden war (1422), geriet die Abtei immer mehr in den
Sog der markgräflichen Politik. Obwohl der Form nach noch Reichskloster
(1473), wurde es in der Folgezeit wie ein Teil oder Anhängsel der
Markgrafschaft behandelt.
Das ungeklärte Verhältnis zwischen eigentlicher Vogtei, Schutz- und
Schirmherrschaft und Eigentumsanspruch des Bischofs von Speyer als
Lehnherr war der Grund für die immer wieder ausbrechenden Streitigkeiten
um die Rechte und Unabhängigkeit des Abts und führte schließlich
zu Prozessen mit Baden am Reichskammergericht.
Besonders umstritten ist die Frühgeschichte des Klosters, handelt es sich
doch um die Frage, ob die Gründung eines Klosters auf der Rheininsel
Arnulfsau durch den berühmten Grafen Ruthard mit dem Schwarzacher
Kloster in Zusammenhang steht.
Probleme der Frühgeschichte
Der Name des Klosters und der Dorfsiedlung rührt von der Lage an einem
kleinen Bach namens „Swarzaha", Schwarzwasser, her. Der Wasserlauf
hieß später, nachdem der Name Schwarzach mit dem St. Peterskloster
und der darumgruppierten Siedlung verbunden worden war, wegen der
an ihm liegenden Mühlen Mühlbach.
Die Anfänge des Klosters reichen bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts
zurück. Dafür sprechen folgende Indizien: die unter der Leitung von
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