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der Kaiser der Schwarzacher Abtei die Dienste und Abgaben von einer
Woche, welche die Speyrer Bischöfe von den Äbten jährlich forderten.
Bischof Johann folgte dem Ratschluß des Kaisers und verzichtete
seinerseits auf das ihm zustehende Servitium.
Das Kloster im 12. Jahrhundert
Mit der Minderung der wirtschaftlichen Lasten und der Rückgewinnung
einer gewissen Eigenständigkeit waren nach den Wirren des Investiturstreits
die Grundlagen für einen Neuanfang gegeben. Wesentliche
Impulse für eine religiöse Erneuerung gingen von dem benachbarten
Schwarzwaldkloster Hirsau und ihrem Abt Wilhelm aus. Während seiner
Regentschaft (gest. 1091) hatte man eine Gebetsverbrüderung abgeschlossen30
. Die beiden Schwarzacher Äbte Conrad und Hiltibert
stammten aus diesem Reformkloster. Vor allem ist wohl der Wiederaufstieg
des Klosters im 12. Jahrhundert Abt Conrad zu verdanken. In
langwierigen Auseinandersetzungen mit den benachbarten weltlichen
Dynasten, die dem Kloster wichtige Besitzungen und Rechte entfremdet
hatten, schuf er in Zusammenwirken mit Bischof Burchard von
Straßburg die Voraussetzung für eine neue Blüte des klösterlichen
Lebens. Der Klosterhof in Schwindratzheim war eines der wichtigsten
und wohl auch ältesten Hofgüter des Klosters im Elsaß und hatte die
Funktion einer wirtschaftlichen Zentrale für die umliegenden Schwarzacher
Besitzungen. Graf Simon von Saarbrücken hatte ihn an sich
gerissen und machte im folgenden Streit mit dem Kloster geltend, daß er
ihn vom Speyrer Bischof, seinem Oheim, zu Lehen erhalten habe. Im
weiteren Verlauf erwirkte Abt Conrad von Papst Eugen III. (1145-1153)
eine Exkommunikationssentenz gegen den Grafen, die vom zuständigen
Straßburger Bischof verkündet wurde, worauf sich Simon veranlaßt sah,
in Verhandlungen mit der Abtei einzutreten. Schließlich erhielt das
Kloster das Schwindratzheimer Hofgut nach einer Zahlung von 110 Mark
Silber zurück. Der neugewählte König Friedrich, der auf seinem Umritt
von Schwaben nach Speyer gekommen war, bestätigte dem Kloster den
Schwindratzheimer Besitz und nahm das Kloster und seine Güter in
seinen königlichen Schutz 31. Bischof Burchard von Straßburg befreite im
Jahre 1143 das Kloster mit seinen Leuten von den Zollabgaben für die
Viktualien und das, was die Abtei zu ihrem Hausgebrauch nötig hatte. Im
Jahre 1145 nahm Abt Conrad an einer Synode in Straßburg teil und
bezeugte bei dieser Gelegenheit eine Konfirmationsurkunde Bischofs
Burchard für St. Thomas32. Drei Jahre später ist er als Zeuge in einer
30 GLA 67/1315, 261 f.
31 AD H 480 (2) - GLA 67/1315. 24 ff.
32 RBS Nr. 502; GLA 67/1315, 15-17; RBS Nr. 508.
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