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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 351
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Chorherren gewählt wird, führte in der älteren Zeit den Titel Propst
(praepositus), der aber bald in den meisten Klöstern durch Abt abgelöst
wurde. Ihm sind alle Mitglieder zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet.

Das Leben der Prämonstratenser in der Frühzeit des Ordens war streng
und ähnelte dem der Trappisten heute. Die Matutin beteten sie um
Mitternacht. Sie hielten lange Fasten, während deren es nur eine warme
Mahlzeit am Tage gab, beobachteten ein ununterbrochenes Stillschweigen
und aßen außer bei Krankheit keinerlei Fleischspeise. Da für den hl.
Norbert der arme Christus Vorbild war, sollte die Klostergemeinschaft
nur das Nötigste besitzen. Alle, auch die Priester, waren zur Handarbeit
verpflichtet. Jeder nannte den andern Bruder (frater); seit dem
17. Jahrhundert führen die Priester den Titel Pater.

Ähnlich wie der Orden der Zisterzienser war der der Prämonstratenser
zentralistisch angelegt. Die Leitung des Gesamtordens lag in den Händen
des Abtes von Premontre als des Generalabtes. In regelmäßigen
Abständen rief er die Äbte und Pröpste des Ordens nach Premontre
zusammen, um mit ihnen über die Ordensangelegenheiten, vor allem die
Ordensbräuche zu beraten. Die Klöster einzelner Gebiete, ursprünglich
meist einer Diözese, waren zu einer Zirkarie (circaria) zusammengeschlossen
. Über sie übte einer ihrer Äbte, der vom Generalabt dazu bestimmt
wurde, ein gewisses Aufsichtsrecht aus. Die Stellung dieses Generalvikars
gewann mit dem Rückgang Premontres immer mehr an Bedeutung
. Außerdem unterhielt jedes Kloster mehr oder weniger enge
Beziehungen zu jenem, von dem es aus gegründet worden war und dessen
filia (Tochter) es sich nannte. Schließlich gab es noch das Amt des
Zirkators (circator), der die Klöster bestimmter Gebiete im Auftrag des
Generalabtes von Zeit zu Zeit visitierte. Der ungemein starke Einfluß, der
von der asketischen Persönlichkeit des hl. Norbert und seinen aufwühlenden
Predigten ausging, führte im 12. Jahrhundert zu vielen
Klostergründungen, vor allem in Frankreich, Deutschland und England,
sogar im Hl. Land. Die Treue der Prämonstratenser gegenüber den
Päpsten besonders in den kirchenpolitischen Streitigkeiten lohnten diese
mit vielen Privilegien, die den Orden weithin von den Diözesanbischöfen,
aber auch von den weltlichen Herren unabhängig machten.

Ein Kloster dieses Ordens war Allerheiligen. An seiner Spitze stand bis
1657 ein Propst, danach ein Abt. Vom 14.-16. Jahrhundert gehörte es zur
Zirkarie Wadgassen (Saarland), danach zu der von Schwaben (circaria
Sueviae), welche auch die Abteien Marchtal, Roggenburg, Rot, Schus-
senried, Ursberg und Weißenau umfaßte. Seit dem späten Mittelalter
betrachtete es sich als filia von Premontre.

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