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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 356
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0356
Da chronikalische Angaben über die Gründung fehlen, hat sich die Sage
ihrer bemächtigt. Sie erzählt, daß Uta einen mit einem Sack Geld
beladenen Esel ausschickte, um den Platz zu finden, wo das Kloster
gebaut werden sollte. Das Tier nahm seinen Weg über den Sohlberg und
warf den Sack an der Stelle ab, wo später die Ursulakapelle stand. Doch
wurde entgegen dem Gelöbnis nicht dort das Kloster errichtet, sondern
aus Zweckmäßigkeitsgründen unten im Tal des Grindenbaches, der
damals Nortwasser hieß. Die Sage ist erstmals in der Suevia ecclesiastica
des F. Petrus 1699 veröffentlicht. Bei ihrer Entstehung spielt vielleicht
der Wunsch mit, eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Premontre zu
besitzen, dessen Lage in der Wildnis, umgeben von 3 Bergen, „vorher
angezeigt" wurde.19

In der Gründungsurkunde bestimmte Uta, daß das Kloster Allerheiligen
dem Orden der Prämonstratenser angehören soll. Zu diesem Entschluß
mag sie die Tatsache bewogen haben, daß die Prämonstratenser in jener
Zeit wegen ihres vorbildlichen strengen Lebens ein sehr großes Ansehen
genossen. Vielleicht zeigt sich darin auch der Einfluß ihres Gatten, der
bereits ein Kloster dieses Ordens in Steingaden gestiftet hatte.

Wenn bei den Prämonstratensern ein Kloster gegründet wurde, schickte
ein Mutterkloster 15 Priester und 15 Laienbrüder aus. Dafür übte es in
der Folgezeit ein gewisses Aufsichtsrecht (ius paternitatis) über die
Neugründung (filia) aus. Über das Mutterkloster von Allerheiligen weiß
die Klostertradition nichts zu berichten. Doch läßt sich einiges
erschließen. Nach den Annales Marchtalenses20 verzichtete der Propst
des Klosters (Ober-)Marchtal Dietrich von Wittenhausen (1242-1251) auf
das Recht der Paternität über Allerheiligen. Demnach müssen Kanoniker
aus Marchtal gekommen sein, dessen Propst zur Zeit der Gründung
des Schwarzwaldklosters der schon erwähnte Manegold war.

Die Gründungsurkunde gibt auch an, daß Allerheiligen von der Cella
Herbipolim aus „gepflanzt" worden ist. Da in der Diözese Straßburg kein
Kloster dieses Namens bekannt ist, wurde angenommen, daß in einem
(unbekannten) Ort Erbipoldszell im Renchtal eine Eremitengemeinschaft
gelebt habe, die von Uta nach Allerheiligen verpflanzt wurde21.
Nun ist Herbipolis der lateinische Namen von Würzburg, und in seiner
Nähe liegt das unter Mitwirkung des hl. Norbert gegründete Prämon-
stratenserkloster (Ober-)Zell (lat. Cella). Das Mortilogium von Allerheiligen
22 nennt an drei Tagen das Gedächtnis von Kanonikern aus Zell

19 Der Ese!, das Reittier Christi beim Einzug in Jerusalem am Palmsonntag, hat in der Gründungssage verschiedener
Klöster (z. B. Heisterbach, der Maulesel bei Maulbronn) die Aufgabe, mit dem Gepäck der Mönche beladen, den Ort
für das neue Kloster zu finden.

20 Annal. Marcht. FDA 4./1869. 186.

21 Backmund, LThK. 1, 347 f.

22 GLA 64/1 Anniversarien.

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