http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0398
Die Abtei Lichtenthai
Sr. M. Pia Schindele
Am nördlichen Rande der Ortenau, im südöstlichen Horizontbereich der
markgräflichen Stammburg Hohenbaden, steht seit über sieben Jahrhunderten
das badische Hauskloster, die Cistercienserinnenabtei
Lichtenthai
Sie verdankt ihre Gründung der Witwe Markgraf Hermanns V., Frau
Irmengard von Baden. Die Markgräfin war eine Tochter des Weifenherzogs
Heinrichs des Schönen von Braunschweig und der staufer-
blütigen Pfalzgräfin Agnes bei Rhein.
Eine Maulbronner Urkunde1 vom 9. März 1243 erwähnt erstmals die
„devotas virgines in Lucida Valle", die „gottesfürchtigen Jungfrauen in
Lichtenthai". Im März 1245 berichtet das sogenannte Stiftungsdokument2
vom begonnenen Bau des Klosters „apud Bure prope Baden", im
oberen Beuerner Tale, am Fuße des Leisbergs, am Ufer der jungen Oos.
Um seine Weiterführung zu ermöglichen, vermachten die Markgrafensöhne
Hermann VI. und Rudolf I. ihrer Herrin und Mutter Irmengard
„das Patronatsrecht der Kirchen in Ettlingen und Baden, ihren Zehnten
in Iffezheim, die Dörfer Winden und Beuern mit aller Zugehör, zwei Höfe
in Oos, einen in Eberstein und 12 Pfund Straßburger Münze von ihren
Zinsen in Selz".
Die Oos war damals Grenzfluß zwischen den Diözesen Straßburg und
Speyer. Sie soll durch Absprengungen am Leisberg verlegt worden sein,
um das künftige Kloster unter den Bischof von Speyer zu bringen, zu
dessen Sprengel auch die Burg Hohenbaden gehörte. Vielleicht hatte sich
der Oberhirte von Straßburg zuvor gegen die Gründung eines Frauen-
klosters gesträubt, das nicht unter seiner geistlichen Gewalt, sondern
unter der des Cistercienserordens stehen sollte.
Über den Vorgang der Gründung berichtet eine lateinische Handschrift
aus dem 13. Jahrhundert, das sogenannte „Exordium Fundationis
1 Württembergisches Urkundenbuch VI (Stuttgart 1894) S. 462 f.
2 Uk. v. 1245 III.; ZGO VI 1855, 442
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