Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 459
(PDF, 129 MB)
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oder im Wald zwischen Räubern, ob auf Burgen hartherziger Ritter oder
unterm Galgen zum Trost der Verbrecher. Man kann sich kaum vorstellen
, wie arm sie lebten, wie sie froren und Hunger litten, denn es gab
damals schwere Hungerzeiten! Bis nach Avignon wanderte sie, um dort
vom Papst die Genehmigung für ihr Kloster zu holen und bis nach
Südtirol!

Und dabei hatte sie noch ein Fußleiden, das ihr große Schmerzen
bereitete. Wohl acht Jahre lang zog sie so durch weite Länder. Endlich
sollte sie es leichter bekommen. Es war ihr gelungen in Königsfelden in
der Schweiz bei der ungarischen Königin Agnes Vertrauen zu finden, die
ihr auch zu helfen versprach, und ihr auch in Avignon durch Empfehlung
geholfen hat. Als sie wieder bei Frau Agnes weilte und mit ihr am Tisch
saß, sah sie plötzlich, es war im Jahr 1330, daß daheim ihr Klösterlein
brannte. Auf ihr entsetztes Schreien und auf ihren Ausruf: „Soeben
verbrinnet mir mein Klösterlein!" sagte ihr die Königin: „Wenn dir dein
Klösterlein verbrinnet, will ich dir ein Kloster bauen." Und als sie später
von der Tatsache hörte, jenes Augenblickes gedenkend, wurde sie für
Luitgard zur großen Helferin und für Wittichen zur Begründerin eines
Aufstieges aus vielerlei Nöten.

Aber bis dahin gab es noch viele Schwierigkeiten zu überwinden. Es wäre
nun sehr reizvoll, den gesamten Bericht Bertolds von Bombach hier zu
veröffentlichen, würde jedoch zu weit führen. Sehr gut hat ihn in
neuester Zeit Arnold Guillet im Christiana-Verlag Stein a. Rh. in
Buchform herausgebracht „Das Leben der Heiligen Luitgard von Wittichen
" 1291-1348, mit den Illustrationen, wie sie in der Donaueschinger
Handschrift Cod. 119 aus dem Jahr 1745 gezeichnet vom Wolfacher
Schönschreiber Joseph Haas in der Fürstl. Fürstenbergischen Hofbibliothek
sich befinden. Johannes Würth, Geistl. Rat, Wangen am Untersee,
hat den Text aus dem Mittelhochdeutschen übertragen.

Lassen wir nochmals Berthold (oder Berchthold) von Bombach aus seiner
Lebensbeschreibung Luitgards sprechen: (Guillet in Kap. 83)

„Wie kann Wittichen die Hungersnot überstehen?

Einmal war das Korn sehr teuer. Da kam sie eines Tages vor Weihnachten
zu mir, und ich sprach zu ihr: „Liebe Mutter, ich weiß wohl, daß du
kein Korn hast. Was willst du nun mit deinen Kindern tun?"

Und als wir zu Tisch saßen, da sagte sie zu mir: „Mein Herr, schaut an
dieses dürre Holz" - und sie zeigte auf den Tisch -, „wie es unmöglich ist,
daß aus dem dürren Holz Blumen sprießen (das wäre ein großes Wunderzeichen
), so wenig kann Wittichen bestehen bleiben mit den Leuten bis
Ostern, ohne durch Hungersnot unterzugehen. Gott hat mich gezwun-

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