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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 535
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brannt. Kolleg und Kirche der Jesuiten sind zerstört. Die meisten Patres
fliehen; nur ein Pater und ein Bruder bleiben. Diese hausen 1690 nach der
Eroberung und Zerstörung in einem erhalten gebliebenen Zimmer und
predigen im Chor der Jesuiten-Kirche.

Nach der Katastrophe von 1689 gilt das erste Bemühen der Jesuiten dem
Aufbau der Schule. Neben Predigt und Katechismus kann man nach zehn
Jahren stolz darauf hinweisen, daß die Schule wieder drei Klassen hat.
Erst in dieser Zeit machte man sich ernstlich an die Aufräumarbeiten, um
Kolleg und Kirche zugleich zu erstellen. Aegidius Rossi und Johannes
Mazza, die Erbauer des Rastatter Schlosses, sind auch die Architekten in
Baden-Baden. Erster Gottesdienst im restaurierten Chor der Kirche wird
am Fest des hl. Franz Xaver 1700 gefeiert. Ein Jahr später ist die Kirche
ganz fertiggestellt. Das Kolleg wird wieder von einem Rektor geleitet.
Der Bau desselben dauert mit dem Studiersaal, Wendeltreppe vom Keller
bis zum Speicher unter Einbeziehung des Kriegsjahres 1703 bis in das
Jahr 1704. Während die Logik-Vorlesungen als fortentwickelte Grammatik
in jenem Jahr ausfallen mußten, wurde dafür in Metaphysik und
Dialektik unterrichtet. Neben der Predigt in der Stiftskirche, neben der
Schule legen die Jesuiten ein großes Gewicht auf die Betreuung der
Todesangstbruderschaft. Nach dem Frieden von Rastatt im Jahre 1714
konnten Kirche und Kolleg endgültig fertiggestellt werden. Auch die
Schule erhielt einen Lateinlehrer, der die Buben in dieser Sprache
unterrichtete, bevor sie regulär die Schule besuchten. Zugleich übernahm
dieser Lehrer noch den Musikunterricht und war obendrein
Vorsänger an der Jesuiten- und an der Stiftskirche. Der Hl. Franz Xaver,
dessen Kult und Fürsprache besonders genau registriert wurde, erhielt
1715 einen eigenen Altar. Ein Jahr später wurde die Seligsprechung des
Johannes Franziskus Regis5 feierlich begangen. Eine Volksmission in
Rastatt hatte 1717 auch ihre religiösen Folgen in Baden-Baden; 16 200
Kommunionen wurden registriert. Die Markgräfin brachte von einer
Wallfahrt nach Loretto und Rom im Jahre 1719 Reliquien aus Rom mit,
die 1720 feierlich in Baden-Baden geweiht und erneut beigesetzt wurden.
Die Zahl der Insassen des Badener Kollegs schwankt in der Folgezeit
immer um die zwanzig Mitglieder. Predigt, Katechismus, Bekehrungen,
Arbeit in den Bruderschaften und Kongregationen, Anregungen zu
Prozession und Beicht sowie die Schule sind die Haupttätigkeiten nach
wie vor. Geschenke in Form von Geld, Kostbarkeiten und Rechten
erfreuen das ganze Kolleg; andererseits bewegten auch die Streitigkeiten
um Rechte, Besitz und Kriegskontributionen alle Insassen der Badener
Niederlassung. So führte ein Streit um die Jagdrechte in Ebenung 1721

5 Es handelt sich dabei um das Jahrhundertfest der Jesuitenverehrung dieses Heiligen, der offiziell erst 1726 selig- und
1737 heiliggesprochen wurde (vgl. LThK 4, 243).

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