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unentbehrlich. Andere aus ihrer Arbeit vertriebene Kinderschwestern
wurden im Stadtkrankenhaus Worms zu Krankenschwestern umgeschult
, woran in jenen Jahren ein besonders großer Bedarf war, so daß es
unter den älteren Nonnenweierer Schwestern nicht wenige mit zwei
Berufsausbildungen gibt. Eintritte waren in jenen Jahren begreiflicherweise
kaum zu verzeichnen; die wenigen noch in der Ausbildung
stehenden jungen Schwestern wurden 1937 unter Leitung der damaligen
Probemeisterin in die Ausbildungsstätte des Diakonissenhauses Bethlehem
geschickt, das damals um den Fortbestand seines schon früher
staatlich anerkannten Kindergärtnerinnenseminars bangen mußte und
über die Zugänge aus Nonnenweier sehr froh war.
Im übrigen brachte der Krieg manche Widrigkeiten mit sich. Bei
Kriegsausbruch und bei Kriegsende mußten die Schwestern wegen der
Nähe der Front evakuiert werden; es gelang aber, sie in größeren
geschlossenen Gruppen bei benachbarten und befreundeten Werken in
Königsfeld, Schwäbisch Hall und Neuendettelsau unterzubringen. An
den Gebäuden in Nonnenweier gab es zwar manchen erheblichen
Schaden, aber keine wirkliche Zerstörung, und die einige Male drohende
Beschlagnahmung des ganzen Mutterhauses für militärische Zwecke
konnte immer wieder verhindert werden. Die allfälligen Einquartierungen
und auch die Einrichtung eines Lazaretts in einzelnen Gebäuden
nahm man bereitwillig hin. Anfänglich waren auch die beiden Pfarrer an
der Front, und Pfarrer Bender kam bis zum Kriegsende immer wieder nur
zu gelegentlichem Urlaub ins Mutterhaus, während Pfarrer Hager nach
einer Verwundung ab 1941 wieder zur Verfügung stand. Im großen und
ganzen überstanden die Schwestern und die allermeisten Einrichtungen
des Werkes den Krieg nahezu unversehrt, so daß man in großer
Dankbarkeit und mit neuem Eifer daran gehen konnte, das Werk
fortzusetzen.
Nach dem Krieg und dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen
Herrschaft, in den ja so manche staatliche, kommunale und kirchliche
Ordnung hineingerissen wurde, galt es zunächst, die in den Monaten der
Wirrnis verstreute und teilweise verschollene Schwesternschaft neu zu
sammeln, den Stand des Werkes und seine Einrichtungen zu sichten und
in einer unübersehbaren Zahl von Fällen den Dienst neu zu regeln. Nicht
alle der einige Jahre zuvor an die NSV abgetretenen Kindergärten
konnten und sollten wieder besetzt werden; nicht jede Schwester konnte
und sollte wieder dahin zurückkehren, wo sie bislang gewirkt hatte.
Nicht in jedem Falle konnte und sollte der alte Zustand einfach wieder
hergestellt werden.
Um zu vermeiden, daß das Schwesternheim in Wilchingen als deutsches
Auslandsvermögen beschlagnahmt wurde, mußten sich die Nonnenweierer
Schwestern in der Schweiz rechtlich vom Mutterhaus lösen und
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