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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 621
(PDF, 129 MB)
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schule für Sozialpädagogik) um. (Die Krankenpflegeausbildung im
Stadtkrankenhaus Worms und ab 1953 im Krankenhaus Siloah in
Pforzheim war von Anfang an staatlich anerkannt und für jedermann
offen. 1967 mußte sich das Mutterhaus aus diesem Krankenhaus
zurückziehen und auch die Krankenpflegeausbildung aufgeben.) Trotzdem
war es immer wieder und immer häufiger unvermeidlich, Stationen
aufzugeben; denn ein attraktiver Modeberuf war die Arbeit an Kindern
damals auch bei geregelter Bezahlung und gesetzlicher Sozialversicherung
nicht. Soziale Berufe galten bis über die Mitte der 60er Jahre hinaus
weithin als minderwertig, zumal die Arbeitsverhältnisse in der Tat sehr
oft ungünstig und belastend waren und die Bezahlung den Leistungen
keineswegs entsprach. Erst als sich die Human- und Sozialwissenschaften
im öffentlichen Bewußtsein zu ernstzunehmenden oder gar maßgeblichen
Instanzen entwickelt hatten, und erst als die gesellschaftspolitische
Bedeutung der Sozialpädagogik beachtet wurde, kam es zu
einer Aufwertung der in den Kindertagesstätten und Kinderheimen
nötigen Arbeit, die, wie das so zu gehen pflegt, leider auch oft mit
undankbaren und gehässigen Urteilen über diejenigen einherging, die
solche Arbeit bislang getan hatten. Die Trägerschaft der Kindertagesstätten
ging von den gemeinnützigen Vereinen mehr und mehr auf
kirchliche und kommunale Körperschaften des öffentlichen Rechts über,
die zu ihrer Finanzierung auf Steuermittel zurückgreifen konnten. Damit
war es in vielen Gemeinden erst möglich geworden, die notwendigen Um-
und Neubauten vorzunehmen. Der Staat regulierte die Ausbildung der
Fachkräfte, den Bau, die Ausstattung und den Betrieb der Einrichtungen
und ließ sich zuletzt auch auf gesetzliche Verpflichtungen zur Gewährung
von Zuschüssen ein.

Die allmähliche Übernahme der Kindertagesstätten und anderer sozialpädagogischer
Handlungsfelder in öffentliche Verantwortung führte mit
der Zeit auch zu einer inneren Entfremdung der dort geschehenden
Arbeit vom Mutterhaus und seiner geistlichen Tradition. Noch waren
und sind einige Dutzend Diakonissen in derartigen Einrichtungen tätig;
aber sie bilden immer deutlicher eine verschwindende Minderheit unter
Tausenden meist junger Fachkräfte, die ihre Arbeit nicht mehr in erster
Linie als lebenserfüllenden Dienst im Namen Jesu ansehen, sondern als
eine gesellschaftlich wünschenswerte und von wissenschaftlichen Erkenntnissen
normierte Berufstätigkeit, die sie oft neben familiären
Verbindlichkeiten ausüben und meist schon nach wenigen Jahren
aufgeben. Das führte 1974 schließlich zu dem konsequenten Entschluß,
die Anstellungsträgerschaft für damals noch 120 Kindergärtnerinnen
und Kinderpflegerinnen aufzugeben und den Kindergartenträgern die
Anstellung ihrer Mitarbeiter zu überlassen.

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