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Stadt ein. Da unmittelbar vor der Nordmauer Offenburgs das Dorf Kinzigdorf
gelegen war, das schon ab 926 belegt ist, aber inzwischen in Offenburg
aufging — noch 1564 ist von Kinzigdorf die Rede — läßt sich die Frage stellen,
ob diese Stadtkirche Heiligkreuz an eine vorausgehende Dorfkapelle für Kinzigdorf
anschloß, bzw. auf ihrem Gelände erbaut wurde. Urkundliche Belege
sind dafür nicht vorhanden, die Frage könnte nur durch die Mittelalterarchäologie
beantwortet werden, durch eine Grabung in der Heiligkreuzkirche, um
die Geschichte ihrer Vorgängerbauten abzuklären. Ob diese Kirche erst mit
der Stadt errichtet wurde oder die bisherige Kirche von Kinzigdorf Stadtkirche
wurde, beidemale haben wir es mit einem Fall zu tun, der die Kirche voll in die
Stadt einbezieht und mit einem Fall, der der Stadtkirche eine weitreichende
Mittelpunktfunktion einräumt.
Die Position der mittelalterlichen Kirche von Euenheim43 ist bis ins Letzte
noch nicht abgeklärt. Noch nicht lang sind die beiden Positionen erneut formuliert
worden: Harden-Rauch sieht die Kirche Sancta Maria, die schon 762
belegt ist, im Bereich der Unterstadt beim späteren Abtshof des Klosters Et-
tenheimmünster, das bis ins 18. Jahrhundert eine Marienkapelle gehabt hat,
Hubert Kewitz44 aber seit der Gründung der Stadt auf dem Kirchberg über der
Stadt, in etwa der heutigen Position entsprechend. Fest steht, daß einzig diese
Berglage sicher seit dem Wiederaufbau nach den Zerstörungen des 30jährigen
Krieges in Frage kommt; denn dem jetzigen Bau ging in etwa an dieser Stelle,
aber nicht deckungsgleich und doch der Materialgewinnung wegen sofort abgebrochen
, eine Kirche des 17. Jahrhunderts voraus. Ein Patroziniumswechsel
zu S. Bartholomäus fand aber schon vor 1605 statt,45 also nicht mit einer möglichen
Verlegung auf den Berg in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Überprüft
müßte werden, ob im Zusammenhang mit der Vorstellung einer ersten Position
der Pfarrkirche in der Unterstadt, dort der Friedhof einer Kirche fixiert
werden kann; wohl nötig dazu wäre eine klare Position des Hexenturmes, der
im Zusammenhang mit dem Friedhof genannt wird. Beachtlich ist auch, daß
der Stadtplan in der Nähe des Abtshofes Grundstücksgrenzen zeigt, die der
städtischen Regelmäßigkeit entbehren, also aus der vorstädtischen, dörflichen
Zeit stammen können und damit die Stelle des alten Dorfes — in Kirchnähe!
— fixieren würden. Wie dem auch sei, für Ettenheim haben wir so oder so eine
Topographie der Kirche, die sie in den unmittelbaren Kreis der Stadt einbezogen
zeigt: einmal wäre es so, daß mindestens Teile des Dorfes mit der Kirche
von dem Nordteil des Mauergürtels umfangen worden wären und so die alte
Dorfkirche unmittelbar den Dienst für die Stadt übernommen hätten. Im anderen
Fall wäre es zu einem Bau auf dem ansteigenden Berg gekommen, dessen
Nase in den Stadtbereich vorspringt, der ebenfalls diesen Kirchbau als unmittelbar
zur Stadt gehörig kennzeichnet.
43 Ettenheim. Geschichte einer Stadt in ihrer Landschaft. Ettenheim 1978; Ph. Harden-Rauch, Die Ettenhei-
mer Stadtpfarrkirche, Ettenheim 1969
44 Ettenheim (Anm. 43) S. 91—95
45 W. Müller, Die Ortenau als Chorturmlandschaft, Bühl 1965, S. 31
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