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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 77
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0079
Die vor einigen Jahren auf dem „Schlößleberg" über der Staig begonnenen
Grabungen haben hier auf archäologischem Wege Licht in das geschichtliche
Dunkel gebracht: In Gestalt einer Befestigungsanlage mit dem Namen Willenburg
" hatte schon vor der Gründung von Schiltach in unserem Gebiet ein
Herrschaftszentrum bestanden, das — nach Ausweis der gemachten Funde —
nochmals um ein Jahrhundert weiter, in die Zeit um 1130/40 datiert."

Damals aber wurde das obere Kinziggebiet, wie seit der Kreisreform neuerdings
wieder, von Rottweil aus verwaltet, und zwar durch die Herzöge von
Zähringen, die freilich auch in der Ortenau und im unteren Kinzigtal Rechte
besaßen. In den Zusammenhang der Politik dieser Zähringer, die darauf ausgerichtet
war, ihre Position auf beiden Seiten des Schwarzwaldes zu einem einheitlichen
Herrschaftsgebilde zusammenzufügen, muß auch die Errichtung
der Willenburg gehören.24 Der Beweis für diese Aussage liegt, bei dem Fehlen
jeglicher schriftlicher Überlieferung, in dieser zwar verhältnismäßig kleinen,
aber doch recht starken Burg selber: Die Staig, über der sie thronte, war im
12. Jahrhundert von ihrer Beschaffenheit her möglicherweise zwar auch nur,
so wie heute, ein immer schlechter werdender Waldweg, von ihrer Bedeutung
jedoch nicht weniger als ein wichtiges Teilstück einer überregionalen Verkehrsverbindung
. Ich meine die sogenannte „Kinzigtalstraße", die Hauptstrecke
für den Verkehr zwischen dem Oberrhein mit seiner Metropole Straßburg
und dem Land am oberen Neckar und von dort weiter zum Bodensee.
Schon die Römer hatten vor 1900 Jahren die Verkehrsgunst des Kinzigtales,
das als einziges der Schwarzwaldtäler dieses Gebirge ganz von Osten nach Westen
durchquert, herausgefunden und hier eine befestigte Straße durchgezogen
.25 Diese Verkehrsmöglichkeiten wurden nie mehr vergessen, dafür zeugen
beispielsweise die Reiserouten deutscher Herrscher wie Otto der Große, Konrad
II. oder Heinrich III., die ihren Weg von Straßburg nach Ulm durch das
Kinzigtal genommen haben.26

Die Rede war von der Willenburg, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
auf einem diesen Straßenzug überragenden Berggipfel erbaut worden
war, und zwar ganz augenscheinlich in der Absicht, von ihr aus die unten vorbeiführende
Straße zu kontrollieren und zu beherrschen. Das politische Interesse
daran, aber auch die rechtlichen Möglichkeiten dazu können nur den
Herzögen von Zähringen zugesprochen werden, die, wohl von Rottweil her,
diese schon im angrenzenden Schwarzwald gelegene Position besetzt und ausgebaut
haben.

23 Vgl. dazu: H. Harter, Die Willenburg, in: Die Ortenau 50 (1970), S. 274—291.

24 Vgl. ebda., S. 287ff.

25 Vgl. dazu: H. Fautz, Die Landstraßen im oberen Kinzigtal, in: Die Ortenau 45 (1965), S. 169—183, hier
S. 169 ff. — R. Nierhaus, Römische Straßenverbindungen durch den Schwarzwald, in: Berichte zur Deutschen
Landeskunde 31/2 (1963), S. 253—283.

26 Vgl. die entsprechenden Herrscheritinerare, beispielsweise bei Th. Mayer, Mittelalterliche Studien, Darmstadt
1963, Kartenbeilagen.

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