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Steigungen zwischen 12 und 25 °7o zu Recht ja auch den Namen „Staig" eingetragen
hat.29 Der mittelalterliche Verkehr mit seinen ohnehin nur kurzen Tagesetappen
um die 20 oder 25 km benötigte vor der Überwindung einer solchen
Steilstrecke Hilfestellungen in Form von Werkstätten, Ställen, Herbergen und
Gasthäusern, wo man Pferde wechseln, Vorspann nehmen, die Lasten halbieren
, Reparaturen durchführen oder einfach Rast einlegen konnte.
Das Bedürfnis nach solchen Dienstleistungen muß nun im 13. Jahrhundert als
Folge des Aufblühens des Städtewesens und des mit ihm verbundenen Handels
stark angewachsen sein, so daß möglicherweise schon vor 700 Jahren der
Herzog Ludwig von Teck sich in seiner Herrschaft Schiltach vor ein schwieriges
Verkehrsproblem gestellt sah. Er begriff es als Chance, nämlich als Chance
sich, modern gesprochen, durch die Schaffung eines solchen Dienstleistungszentrums
wirtschaftlichen Profit und herrschaftspolitische Vorteile zu
sichern. Die Form, die er zur Erreichung dieser Ziele gefunden hat, war die
Gründung einer kombinierten Burg-Stadt-Anlage, bei der die Stadt als Wirtschaftszentrum
diente und die sie überhöhende Burg den herrschaftlichen und
militärischen Faktor darstellte. Mit einem Wort: Unser Schiltach verdankt seine
Existenz den wirtschaftlichen und politischen Interessen und dem herrschaftlichen
Willen eines hochadeligen Territorialherren, der sich vor über 700
Jahren ohne Rücksicht auf die topographischen, geographischen und landschaftlichen
Nachteile diesen Platz sichern und seinen Zielen dienstbar machen
wollte. Danach hatten sich auch die durch das Bürgerrecht angelockten
Einwohner zu richten und sich, wie es in einem Bericht des 16. Jahrhunderts
heißt, als Handwerker und Wirte von der bei ihnen durchführenden Landstraße
zu ernähren.so Es spricht für sich, wenn die herrschaftliche Zollstätte in
Schiltach schon im Jahre 1365 in den Quellen belegt ist, die übrigens noch im
18. Jahrhundert zu den aufkommensstärksten des gesamten Herzogtums
Württemberg gehörte.31 Und wenn den abzugsbereiten Schiltachern nach dem
Stadtbrand von 1590 das Bleiben befohlen wurde, so geschah dies aus genau
dem gleichen Grunde, nämlich wegen der Wahrung der herrschaftlichen Rechte
an der so wichtigen Rottweiler Straße.
Blicken wir kurz zurück: Planmäßig und als bewußt politischer Akt ist unsere
Stadt Schiltach um die Mitte des 13. Jahrhunderts ins Leben gerufen worden.
Wirtschaftliche und politische Interessen haben ihre Entwicklung ermöglicht,
wobei es freilich ihren Bürgern überlassen blieb, mit den von ihrem Gründer
und ihren Herren voll in Kauf genommenen nachteiligen Standortbedingungen
fertig zu werden. Ist so aus der Schiltacher Geschichte mehr von Armut
als von Reichtum, mehr von Katastrophen als von glücklichen Zeiten, mehr
von Widrigkeiten und Händeln als von friedlichem Wachsen und Blühen zu
29 Vgl. auch: H. Fautz, Landstraßen, a. a. O.
30 Vgl. H. Fautz, Stadtbrände, a. a. O., S. 25.
31 Vgl. H. Fautz, die Hauptzollstätte zu Schiltach, in: Schiltach — Schwarzwaldstadt im Kinzigtal, a. a. O.,
S. 115—117.
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