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Georg Gaisser (1595—1655)
Prior von St. Nikolaus und Herr im Klosterbad Rippoldsau
Adolf Schmid
Vom kleinen Benediktinerkloster St. Nikolaus am Fuße des Kniebis1 hat die
Weltgeschichte nur bescheiden Notiz genommen. Doch hat das Rippoldsauer
„Klösterle" in den acht Jahrhunderten seit der Gründung durch St. Georgen2
um 1140 bis zur Säkularisation 1802 sehr wohl für viele Generationen der Talbewohner
seine entscheidende Bedeutung gehabt.
Nicht alle Rippoldsauer Mönche sind uns anonym geblieben. Keiner ist uns
freilich noch heute so lebendig in der Erinnerung wie Georg Gaisser. Dabei
war er weder Bauherr noch Gelehrter. Aber er läßt uns auch heute noch Anteil
nehmen am Leben seiner Zeit, an Rippoldsauer Geschichte, wenn wir uns nur
die Mühe machen, in seinen Tagebüchern3 zu blättern. Es gibt kaum eine lebhafter
sprudelnde Quelle zur Geschichte des Schwarzwaldes in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts als Gaissers tägliche Notizen, die uns von 1621 bis
1655 über diese von Umwälzungen zerfurchten Jahrzehnte informieren. Dieses
Tagebuch ist geprägt von unverstellter Offenheit, von frischer, bisweilen
fast geschwätziger Spontaneität und erlaubt es, das Persönlichkeitsbild des
Autors nachzuzeichnen.
Biographischer Überblick
Im oberschwäbischen Ingoidingen, einem Ort mit damals großem St. George-
ner Klosterbesitz, ist Georg Gaisser am 16. 9. 1595 in der Familie eines Klosteramtmannes
geboren. Zu seinem Geburtstag im Jahre 1644 gab Gaisser selbst
einen autobiographischen Überblick: Knapp 9 Jahre war der Junge alt, als er
1 A. Schmid, Kloster und Pfarrei Bad Rippoldsau. 1965. — W. Muller, Das Benediktinerklösterlein Rippoldsau
, in: W. Müller, Die Klöster der Ortenau. Kehl 1978. — H. Schmid, Die Säkularisation der Klöster
in Baden. Überlingen 1980. S. 317 ff. — A. Schmid, Bad Rippoldsau. Geschichte eines Schwarzwälder Kurtales
. 1979.
2 H. J. Wollasch, Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Diss. Freiburg 1964. — K. Th.
Kalchschmidt, Geschichte des Klosters, der Stadt und des Kirchspiels St. Georgen auf dem Schwarzwald.
1859. — E. Martini, Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen 1859. — J. Ruhrmann, Das Benediktinerkloster
St. Georgen auf dem Schwarzwald im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation.
Diss. Freiburg 1962.
3 Georg Gaisser, Tagebücher (1621 —1655), in: Mone, Quellensammlung der badischen Landesgeschichte.
1854. S. 159—528. — Übersetzung der Tagebücher von O. Stemmler, hrsg. vom Stadtarchiv Villingen (Ma-
schinenschr.). Zitiert wird im Text nach der Stemmlerschen Übersetzung. — O. Stemmler, Die Ortenau in
Abt Gaissers Tagebücher, in „Ortenau" 29, 1949.
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