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wähnte und in dem Hansjakob ja den Geist des Widerstandes zu gestalten versuchte
. Gaisser berichtete auch über die letzten Wendungen dieses Krieges,
den keiner mehr verlieren wollte. Am 25. Juli 1648 schließlich notierte er:
„Der friedlose Friede von Osnabrück wird geschlossen". Für Gaisser war alles
unfaßbar: „Alle Forderungen der Ketzer sind angenommen! Und wenn sie
gewagt hätten, mehr zu fordern, hätten sie es auch erreicht. Unbegreiflicher
Gott!" — Für das Kloster „St. Georgen dermalen in Villingen" bedeutete
1648 in der Tat großen Verlust. Und es scheint ganz so, als ob Georg Gaisser
in dieser Situation Gefahr lief, unter der für ihn fast unerträglichen Last seiner
persönlichen Verantwortung zu verzweifeln; er war geschlagen, gab sich
selbstquälerischen Gedanken hin, war fast ganz verfallen mit der Welt, deren
neue Wirklichkeit er nicht ertragen, nicht annehmen wollte.
Das Klosterbad Rippoldsau wird fürstenbergisch
Gaisser bekam es selbst bei seinen Klosterrechten deutlich zu spüren, daß die
weltlichen Herren sehr konsequent daran gingen, ihre Herrschaft durchzusetzen
, am meisten natürlich der protestantische Herzog Eberhard III. von Württemberg
, aber auch der katholische Graf Friedrich von Fürstenberg, mit dem
Gaisser freundschaftlich verbunden war. Hier ging es um das Bad Rippoldsau
und seine Heilquellen. Schon am 20. September 1642, also noch vor der Zerstörung
im Krieg, hatte der Fürstenberger sein direktes Interesse angemeldet:
„Besuch von dem Amtmann von Wolfach, W. Fink, der namens des Grafen
Friedrich von Fürstenberg bittet, mit ihm einen Tausch des Bades in Rippoldsau
gegen irgendein gleichwertiges Besitztum vorzunehmen. Ich erwiderte, die
Sache werde den Mitbrüdern vorgelegt werden". Die Fürstenberger wollten
offensichtlich das Bad endgültig in ihren Besitz bringen. Aber die kriegerischen
Ereignisse kamen dazwischen. Jetzt drängte der Graf weiter „wegen des
Tausches des Badhaußes zo Rippoltzauw" (14. 4. 1649). Und dies wiederholte
sich mehrfach. Es ist sicher anzunehmen, daß die 1643 zerstörte Badgebäude
noch nicht wieder in Stand gesetzt worden waren. Die Fürstenberger hielten
den Wechsel wohl für opportun, gar für zwangsläufig; denn das Kloster konnte
ja den Wiederaufbau kaum leisten. Dennoch wollte es nicht: „Ausfertigung
eines Schreibens an den Grafen, das abschlägig lautet betreffs des Bades in
Rippoldsau. Ich unterrichte den P. Prior, was er mündlich mit dem Grafen
verhandeln und beachten solle" (13. 7. 1649). Der Unterhändler berichtete
wenige Tage später, er sei freundlich behandelt worden; der Graf beharre aber
unabänderlich bei seiner Absicht. Am 31. 8. 1649 beauftragte Abt Gaisser P.
Franziskus, alle „Urkunden, die das Rippoldsauer Bad betreffen", zu durchforsten
. Die Fürstenberger drängten hartnäckig nach dem Besitz der Rippoldsauer
Quellen. Aber Präziseres ist über den nun tatsächlich erfolgten Wechsel
nicht auszumachen, über den Vorgang werden wir nicht informiert. 1651, in
seinem „Memorial" über das „was altersher dem Kloster St. Georgen zuständig
gewesen", nannte Georg Gaisser unter Nr. 5 „Das Kloster Rippoldsau,
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