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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 112
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0114
Werkgemeinschaft mit Johann Pfunner.45 Trotz aller wohl vom Maler geforderten
feierlichen Würde und der bemerkenswerten Louis XVI-Motive in der
Dekoration des Ettenheimer Hl. Grabs ist der Freiburger Meister in seiner fesselnden
Farbigkeit, in den pathetischen Gebärden der flügelschwingenden,
tuchumrauschten Engelsgruppen und in der Manier der Gesichter mit etwas
vorquellenden Augen sich selber und der rokokohaften Grundstimmung treu
geblieben.

Kunstgeschichtliche Zusammenhänge

Aus der mystischen Grundhaltung des Mittelalters entstanden im Oberrheingebiet
zahlreiche Kunstwerke, die uns die Gottversunkenheit jener Zeit in der
meditativen Betrachtung des Lebens- und Leidensweges Jesu erkennen lassen.
Mitleiden im Vertrauen auf die Erlösung und Gefühlsdurchdringung spiegeln
sich visionär in Einzel- oder Gesamtdarstellungen der Passion Christi wider.46
Um Beispiele zu nennen: Von der Leidensgeschichte im Bogenfeld des Hauptportals
des Straßburger Münsters (letztes V. 13. Jh.) ausgehend, spannt ein
innerer Zusammenhang die Ölbergdarstellungen etwa von Straßburg47, Ober-
nai (1517) oder Offenburg (1524) ebenso wie die da und dort anzutreffenden
Einzelbilder von Jesus an der Geißelsäule, des Erbärmbdechristus, des Kreuzschleppers
, des Gekreuzigten, der Beweinungen oder Marienklagen, des ins
Grab gelegten und des auferstandenen Christus zu einem Themenkreis zusam-
'men. Die zehn gemalten Passionstafeln aus dem alten Hochaltar des Straßburger
Magdalenenklosters (1485), jetzt in der Kirche Alt-St. Peter, gehören genau
so dazu wie etwa der Schnitzaltar des Hans Bongart in Kaysersberg
(1518), der die gesamte Passion umfaßt. Frühe Heilige Gräber, zum Teil in
figurenreichen Großformen aus Stein, entwickelten sich von den Osterfestspielen
, also szenischen Darstellungen der Auferstehungsfeiern, her. Während
wir so von einem monumentalen Hl. Grab des Konstanzer Münsters aus dem
Jahre 1317 wissen, hat sich im Freiburger Münster die früheste, auf 1340/50
datierte, nahezu vollständige Anlage dieser Art in der Oberrheingegend erhalten
.48 Denn vom gleichzeitigen Hl. Grab in der Katharinenkapelle des Straßburger
Münsters finden sich nur noch Reste im Museum. Dagegen überkamen
in den später teilweise veränderten Kirchen von Vieux-Thann, Weissenburg,
Obernai und Gengenbach die spätgotischen Hl. Gräber (Zeitraum
1450—1505) unbeschadet auf unsere Zeit.

Nach Reformation und geistigem Umbruch des 16. Jahrhunderts und der
langwährenden Verarmung und Verwahrlosung in den Kriegsschrecken des

45 H. Brammer, Kunstführer „Endingen — Pfarrkirche St. Peter" München 1973. S. 4 und 6

46 Mystik am Oberrhein und in benachbarten Gebieten — Ausstellungskatalog des Augustinermuseums Freiburg
— Katholikentag 1978

47 1498 im St. Thomaskirchhof errichtet; 1667 ins Münster verbracht.

48 Vgl. Anm. 46, S. 85 — Vgl. auch A. Schwarzweber, Das hl. Grab in der deutschen Bildnerei des Mittelalters
. Freiburg 1940

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