Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 114
(PDF, 65 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0116
Wer schon Kirchenrechnungen der Barockzeit durchgesehen hat, weiß, daß
damals Jahr für Jahr in vielen Pfarreien zur Feier der Karwochen- und Oster-
liturgie Heilige Gräber mit Ampelbeleuchtung in den Kirchen aufgestellt und
wieder abgeschlagen wurden. Holzkonstruktionen trugen auf Brettern oder
überspannter Leinwand gemalte Szenen der Passion. Statuen des leidenden,
toten oder auferstehenden Christus konnten manchmal miteinbezogen werden
. Von all dieser leichtgebauten theatralischen Pracht, die nach der Verwendung
ja zerlegt, transportiert und aufbewahrt werden wollte, ist in Südbaden
nur wenig übriggeblieben. Kältehauch der Aufklärung und Mißverständnis
des Barock während des 19. Jahrhunderts änderten die Frömmigkeitsformen
und räumten mit dem „alten zopfigen Plunder" gründlich auf. Vielleicht, daß
man gerade noch die Abendmahlszene wie in Freiburg-Munzingen56 oder das
Christus im Grab-Bild wie in Freiburg-Lehen57 oder Bad Krozingen-Tunsel58
einrahmte und an einer rückwärtigen Kirchenwand aufbewahrte. Eine Ausnahme
stellte 1863 die Neuanfertigung eines durch den Dekorationsmaler
Franz Meyer, Riegel a. K., für die Kirche Bad Krozingen-Schlatt auf Bretter
naiv gemalten Hl. Grabes dar, von dem aber auch nur stark beschädigte Reste
vorhanden sind.59

Einer wohl von Franz Josef Spiegier auf Brettern hinterlassenen Hl. Grab-
Szene des 18. Jahrhunderts in der Schloßkirche auf der Insel Mainau (Bodensee
) ging es nicht besser. Die „gekonnt gemalten Bilder" waren während des
19. Jahrhunderts zur Verkleidung des Orgel-Blasebalgs unter dem Dach verwendet
und dabei weitgehend zerstört worden. Die etwa vier Meter hohe Darstellung
hätte sonst gute Vergleichsmöglichkeiten für das Ettenheimer Hl.
Grab abgeben können.60

1895 wies der Münchner Kunsthistoriker Ph. M. Halm auf „das (Theatrum) in
der Pfarrkirche zu Kenzingen" hin, dem er den Rang eines barocken Meisterstücks
zuerkannte.61 Ein bestaunter, gewaltiger Scheinarchitekturaufbau
trennte während der Karwoche Kirchenschiff und Chorraum voneinander.
Nach dem Vorbild „eines italienischen Barockkünstlers ersten Ranges" hatte
ein deutscher Maler eine hallenähnliche Scheinarchitektur mit torartiger Fassade
, Baikonen, Balustraden und Fensteröffnungen entstehen lassen, in die er
Passionsszenen, „die je nach den betreffenden Tagen verändert wurden", einsetzte
. „Ein stummes Passionsspiel also, und zwar so, daß in der Säulenhalle
die Haupthandlung, etwa die Kreuzigung oder die Auferstehung sich abspielt,

56 Aus dem Jahr 1723 von dem Endinger Maler Franz Theodor Kraus. Vgl. H. Brammer, Großer Kunstführer
„Tuniberg". München 1978. S. 25

57 Aus dem Jahr 1808 von Simon Göser, Freiburg. Vgl. H. Brammer, Kunstführer „Freiburg-Lehen". München
1976. S. 3, 10 und 14

58 Mit dem Lehener Bild beinahe identisch.

59 Mitteilungen von Hauptkonservator Dr. Wolfgang Stopfel und Restaurator Michael Bauernfeind, Freiburg.

60 Mitteilungen von Inselbaumeister Stauß, Konstanz-Mainau, und Gutachten von Restaurator Peter Leber.
Konstanz 1978.

61 Schau-ins-Land-Jahrbuch 22. 1895. S. 44/45 mit Abbildung.

114


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0116