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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 116
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Wie dem nun sei, die hochbarocke Kenzinger Parallele zum Ettenheimer Hl.
Grab ist interessant genug. Allerdings müssen die Gerüchte, die schon lang
von der Beseitigung des bewunderten „Theatrums" Kenzingens wissen wollten
, nun leider bestätigt werden. Es schmerzt sehr, mitteilen zu müssen, daß
die unersetzliche Arbeit F. B. Altenburgers nicht mehr existiert.65 Somit
kommt dem Parallelstück Johann Pfunners in Ettenheim tatsächlich der Rang
eines kostbaren, für Südbaden nunmehr einmaligen Prachtexemplars einer
barocken Hl. Grab-Kulisse zu.

Italienische Vorlage für Kenzingen und Tiroler Herkunft der Maler Altenbur-
ger und Pfunner zwingen förmlich dazu, nach dem Schulzusammenhang der
beiden oberrheinischen Barockheiligengräber mit der Kunst des Inntals zu fragen
. „Barock in Innsbruck", die Ausstellung des Tiroler Landesmuseums
Ferdinandeum zur 800-Jahr-Feier der Stadt, nahm sich 1980 auch Themen barocker
Volksfrömmigkeit an. Neben der Weihnachtskrippe in der Form
prächtiger Festaufmärsche zur Verherrlichung der Geburt des Erlösers durch
die Mächte der Welt entstanden im Barock ,,Fastenkrippen, meist von Holz,
ausgeschnitten und bemalt", die während der Fastenzeit die Szenen des Leidens
Christi darzustellen hatten und mit dem Aufbau des Hl. Grabs in der
Karwoche ihr glorioses Finale erreichten.66 Wie „tirolerisch" Johann Pfunner
sein Ettenheimer Hl. Grab angelegt hat, erläutert ein Vergleich mit dem Text
des Innsbrucker Ausstellungskatalogs über die Heiligen Gräber Tirols: „Hatten
die Fastentücher, die vor die Altäre gesetzt wurden, die Absicht, das Volk
durch Vorführen der Heilsgeschichte zu belehren, so sollten die Heiligen Gräber
aufwendige, den ganzen Altar bis zur Wölbung verdeckende Totengerüste
zur Ehre Christi sein, in deren dem Theater ähnlichen Kulissen die Propheten
des Alten Testamentes und die Mitwirkenden am Leidensweg Christi auftraten
, ähnlich einem Triumphbogen zu Ehren eines ankommenden Fürsten. Das
Hl. Grab trat in einfacher Form erstmals 1572 in der Innsbrucker Jesuitenkirche
und bald darauf in allen Innsbrucker Kirchen auf; die ersten großen Hl.
Gräber auf Brettern und Leinwand malte Hans Schor 1618 in der Regelhauskirche
und 1653 in der Mariahilfkirche. Egid Schor, ein Theaterfachmann,
schuf die Hl. Gräber in Stift Stams (1670), in der Innsbrucker Pfarrkirche und
im Dom zu Passau; Johann Ferdinand Schor und Johann Martin Gumpp
1708 dagegen das prachtvolle in der Stiftskirche Wilten, von dem seit 1940 nur
noch einige Figuren erhalten sind. Die Heiligen Gräber waren echte barocke
Schautheater".67 Diese gehörten einfach zur Ausstattung vieler Kirchen. Auch

65 Das Katholische Stadtpfarramt Kenzingen teilte am 11. März 1981 auf meine Anfrage nach Verbleib und Erhaltungszustand
des einst selbst von Experten bewunderten Kenzinger Hl. Grabes mit, „daß das „Theatrum
" nach dem Wissen des Pfarramtes kurz vor 1900 zum letzten Mal aufgestellt wurde und dann auf dem
Speicher des Pfarrsaales, lagerte. In den 30iger Jahren versuchte ein Museum in Basel es zu erwerben, das
gemalte Hl. Grab blieb aber dann auf dem Speicher gelagert, wo es durch Wärme, Kälte und Feuchtigkeit
verrottete, so daß ich im Jahre 1971, bei meinem Einzug in Kenzingen, nur noch unbedeutende Farbreste
vorfand. Photos sind noch vorhanden."

66 Katalog „Barock in Innsbruck", Abschn. Das religiöse Leben im Barock. 1980. S. 20

67 Vgl. Anm. 66 und S. 24. Nr. 48, 49

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