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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0119
aus Schwaz, der Heimatstadt Johann Pfunners, ist ein gemaltes Hl. Grab bekannt
.68

In hohen Ehren gehalten und von seiner Gemeinde jährlich noch immer aufgestellt
wird das erhaltene Prunkstück der Tiroler Hl. Gräber, die vom Pfarrku-
raten Johann Joachim Pfaundler um 1765 für seine eigene Kirche zu Schönberg
im Stubaital gemalte Hl. Grab-Kulisse.69 Ein bedeutendes, beeindruckendes
Werk, das mit reicher Phantasie und prächtiger Rokokodekoration dem
Volk die vom toten Christus im Grab ausgehende Erlösung der Menschheit
aufzeigen will. Obwohl das Ettenheimer Hl. Grab dagegen wesentlich bescheidener
wirkt, ist die Architekturidee des Pfarrers Pfaundler mit der triumphbogenüberwölbten
Hallenstruktur, die zur Hauptszene nach hinten innen einschwingt
, nicht sehr von der Johann Pfunners verschieden.
Wie das in Kenzingen entstandene Theatrum sacrum F. B. Altenburgers nachweist
, war der Einfluß Italiens in Tirol besonders stark zu spüren. Bedeutendste
italienische Künstler hatten seit dem 16. Jahrhundert sogenannte
Quarant'ore-Dekorationen, Hl. Grab-Konstruktionen für die Zeit des vierzig-
stündigen Gebetes der Kartage, entworfen und ausgeführt. Und Künstler wie
Egid Schor aus Innsbruck waren durch mehrjährige Aufenthalte im Süden
durchaus mit der dortigen Barockmalerei vertraut gewesen.
An einem Schaustück wie dem Ettenheimer Hl. Grab des Tirolers Johann
Pfunner läßt sich die kirchliche Kunst der Barockzeit unmittelbar als ein
„Schauspiel dargestellter Gottheit" und als ein Medium der Frömmigkeit begreifen
. Sie diente nicht so sehr der Erinnerung an längst vergangene Ereignisse
der Heilsgeschichte, sondern zielte auf unmittelbare Aktualität ab. Die
Kunst jenes von religiöser Begeisterung erfaßten 18. Jahrhunderts wollte viel
mehr das Heilsgeschehen in dramatischen Formen für die Menschen vergegenwärtigen
. Die Kirche wurde zum rechtverstandenen Theatrum sacrum. Feierliche
Liturgie und Kirchenmusik fügten das Ihre dazu, um — zusammen mit
der fesselnden Bildwelt des Barock — die oft von Nöten bedrängten Menschen
schon auf Erden etwas von der überweltlichen Schönheit der Himmelsglückseligkeit
erfahren zu lassen. Darum verlor in der Auferstehungsfreude des
Osterfestes selbst der Tod seine Schrecken: „Erit sepulchrum eius
gloriosum".70 Auch vom Ettenheimer Hl. Grab des Jahres 1778/79 verkündet
uns die Inschrift am Triumphbogen die Glaubensgewißheit jener Generation:
„Und sein Grab wird herrlich sein."
Dank:

Für die Unterstützung, die mir zuteil wurde, möchte ich Herrn Landesorgeldenkmalpfleger Bernd Sulzmann,
Herrn Stadtpfarrer Bernhard Kleiser, dem Bürgermeisteramt (Stadtarchiv), Foto-Oehler, alle Euenheim, und
Herrn Hauptkonservator Dr. Wolfgang Stopfel, Landesdenkmalamt Freiburg, herzlich danken.

68 Fl. Nothegger, Kunstfertige Mitglieder der Tiroler Franziskaner-Provinz, in: Alemannisches Jahrbuch
1971/72. Freiburg. S. 363: Gemalt vom Schwazer Barockmaler Christoph Anton Mayr.

69 Vgl. Anm. 66, S. 26/27 und Abb. 50

70 E.M. Vetter, ERIT SEPULCHRUM EJUS GLORIOSUM-Materialien zur Geschichte der Heilig-
Grabdekorationen in der Barockzeit — in: ,,Ruperto-Carola"-Zeitschrift der Vereinigung der Freunde der
Studentenschaft der Universität Heidelberg e.V.-XXL Jg., Band 47 — Dez. 1969, hrsg. von der Pressestelle
der Univ. Heidelberg, S. 113—136

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