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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 121
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zahlte für „Stumpfholz" (Holz aus den Baumstümpfen gewonnen) und Valentin
Eysinger „vor das ihm verlehnte mättle", und schließlich hatte die
Stadt noch Einnahmen aus dem „Rieth im Rohrbach". Insgesamt gingen
1.136 Gulden, 5 Schilling und 8 Kreuzer ein.

Bei den Ausgaben erscheint zunächst eine „Restliche Schuldigkeit" der Stadt
aus dem Vorjahr, ein Receß, zu zahlen „wegen größerer ausgaab den Ein-
nahmb" aus 1759 an den Rechner.

Für Bauarbeiten, das „Verbauwen", gibt die Stadt allerlei aus: vom Schreiner
antoni welti wird ein Tischchen beschafft. Es sind Maurer-, Schlosser-,
Schreiner-, Schmiede-, Zimmermanns-, Hafner-, Glaser- und Steinhauerarbeiten
zu bezahlen. Vom Ziegler werden Ziegel gekauft, vom Nagelschmied
Nägel oder, in einem anderen Falle, Nägele. Der Xaveri Wittner hatte „drey
brunnen aymer zue verfertigen" für die Ziehbrunnen der Stadt, der Sayller
Johannes Fahrländer Seile zu liefern. Wir finden in dieser Rubrik viele Handwerksberufe
angegeben, ein Zeichen dafür, daß die meisten Gegenstände des
täglichen Bedarfs am Ort selbst hergestellt werden mußten, weil der Austausch
mit anderen Regionen nur schwach entwickelt war. Aber auch die Namen
von vielen Bürgerfamilien finden wir hier, deren Nachfahren noch heute
ortsansässig sind: die Meyer, Kistner, Welte, Dees, Eysinger, Werber, Koli-
frath, Dorner, Klingler, Broßmer, Stoelcker. Hans Georg Kolifrath war
Stadtschmied, der Steyer-Meister5 hieß Werber.

Von „Rays Undt Zöhrkösten"'' handeln die folgenden Ausgaben. Für einen
„gang auf Ettenheim Münster in Statt geschäften" erhielt der Verrechner
Zehrgeld, „Caspar Hammerstühl, der Läuferbott", für eine „gethane Rays
naher Zaberen".

Als man „die Stellfallen aufgricht auf den Rithmatten", eine frühe Einrichtung
zur Bewässerung der dort liegenden Wiesen, wozu zwei Tage erforderlich
waren, fielen „Zöhrkösten" an, und bei diesem Anlaß ist auch vom „Stattrath
" und den Zünften einiges „verzöhrt" worden. Eine große Maßnahme
war das Bachreinigen. Die Bürger waren damals noch zu Hand- und Spanndiensten
verpflichtet und wurden für diese in Anspruch genommen. Allesamt
mußten sie mitarbeiten, und sie wurden auch auf Stadtkosten verköstigt: „da
man den Bach gedolben7, ist über mittag verzöhrt worden", heißt es in der
Rechnung, und abends nochmals beim „Sonnenwürth" dahier „bey delbung
sothanen Bachs durch Rath und Bürger....."

5 Steyer-Meister = Steuermeister oder Steuerherr: in den Städten früher ein Ratsherr oder städtischer Beamter
, der die Steuern zu erheben hatte, in diesem Falle wohl die landesherrlichen Steuern, da das „Ohmgeld"
von den „Ohmgeldherren" eingezogen wurde.

6 „Rays Undt Zöhrkösten": bei Reisen bezahltes Reise- und Zehrgeld, auch die Zahlungen für den Verzehr
bei öffentlichen Anlässen.

7 delben, Delbung, verdolben = ausgraben und eingraben; wenn der Bach gereinigt wird, heißt es „das Bach-
delben" oder der Bach wird „gedolwe"; wenn ein Toter beerdigt wird, dann wird er „vrdolwe".

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