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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 129
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abens sambt dem prinz lui (einer der Condes) auff dem bäum beym Tomenthor
einen Vesper mahlzeit gehabt. Es wäre auff einer großen feur leitheren ein
Stegen gemacht, daß mann hat könen auff, und absteigen, dar auff dem disch
und sesel zu sitzen, biß abents 7 uhr zue eßen."6

Der 1793 immer noch lebensfrohe Kardinal war 1802 krank und resigniert.
Der „Cardinal Collier", einst der Wetzstein der europäischen Lästerzungen
(der „luterischen und kezerischen zeitungschreiber, alß Baßel, Franckfurt am
Mein, Ehrlang, Augsburg, Schaffhaußen, Karlißrue"; Machleid), den die Et-
tenheimer in seinen letzten Jahren zweifellos geliebt haben, der Kardinal war
krank. Reitzenstein erfuhr das bald: „Quant au Cardinal de Rohan, on pre-
tend que sa sante est si derangee qu'on pourra etre genereux envers lui sans
trop incommoder nos finances" (An Edelsheim, Paris 31. 12. 02). Rohan starb
am 16. 2. 1803, wie es hieß, an einer Influenzaepidemie („gros rhume, mala-
die epidemique qui regne en ce moment"7), zur ganz unverhohlenen Freude
von Karlsruhe: „la circonstance favorable que la mort du Cardinal ä Euenheim
allegera un peu pour l'avenir les charges considerables dont les indemni-
tes de Monseigneur le Margrave se trouvent affectees" (Edelsheim an Reitzenstein
, Karlsruhe 22. 2. 03).

Dem Schreiben Karl Friedrichs im Ettenheimer Pfarrarchiv beigebunden war
der offenbar zeitgenössische Entwurf einer Grabschrift für den Kardinal, die
seine Nichte, die aus der tragischen Geschichte des Prinzen von Enghien bekannte
Charlotte von Rohan, ihm zugedacht hatte:

„Heic jacet / Ludovicus Renatus Eduardus / e principibus de Rohan / S. R. E. Cardinalis / prin-
cipum Episcoporum Argentinensium / Ultimus / heic enim / et Episcopus / ad meliora Natus /
sed / temporum calamitate / maerore aerumnis / Confectus / et / princeps Ecclesiae Argentora-
tensis / per saecula quondam florentissimae. — / Corruere. / Natus / denatus 16. februarii
MDCCCIII. / pietas / principis Carolae de Rohan / fieri curavit. / R. J. P." (Hier ruht Ludwig
Renatus Eduard, Fürst von Rohan, Kardinal der Hl. Römischen Kirche, letzter Fürstbischof von
Straßburg, hier auch Bischof, zu Besserem geboren, aber verzehrt durch die böse Zeit, Trauer und
Trübsal, Fürst der durch Jahrhunderte blühenden Straßburger Kirche. Die Zeiten sind nicht
mehr. Geboren, gestorben am 16. Februar 1803. Das fromme Andenken der Prinzessin Charlotte
von Rohan hat dies machen lassen. R. I. P.)

Die Zeiten waren nicht mehr. Die neuen waren so schlecht, daß die von den
Schulden des Onkels erdrückte Universalerbin die Grabschrift nicht ausgeführt
hat. Das Grab Rohans im Chor der Ettenheimer Pfarrkirche blieb ohne
Zeichen und Schrift; erst 1953 wurde im Beisein französischer Ehrengäste eine
Gedenktafel enthüllt.

6 Joann Conrad Machleid, Aufzeichnungen; Bd. II (1776—94). (Zeitgenössische Chronik-Handschrift im Besitz
der Familie.) — Diese Lustbarkeit am Pfingstmontag kannte Rohan aus dem Elsaß. G. D. Arnolds berühmtes
Straßburger Mundart-Lustspiel „Der Pfingstmontag" (1816) ist danach benannt. Man spricht darin
davon, den Schießrain vor dem Judentor aufzusuchen: „Der Schießrain, diß wird scheen./ Es isch gar lusti
drus. Si danze / Hyt uf em Lindebaum" (I 3). In einer großen Linde ruhte auf 32 Säulen eine Plattform, wo
man im Sommer im Schatten der ausgebreiteten Äste sitzen und feiern konnte.

7 Politische Correspondenz 4, S. 365, A. 2.

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