http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0138
Tätigkeit in der Gesellschaft Jesu endgültig 1776 die Pfarrei Griesheim bei Offenburg
, wo er am 20. Februar 1820 verstarb. Er fungierte ab 1798 als Kapitelsdekan
und setzte 1813 alters- und krankheitshalber seine Entbindung von
dieser Aufgabe durch. Obwohl er schon 1804 nahezu blind war, ernannte ihn
Dalberg in Ermangelung einer anderen geeigneten Persönlichkeit zu seinem
„Generalvicar" für die „Landgrafschaft Ortenau und sämtliche ritterschaftlichen
Orte", also für die unter der Botmäßigkeit des Erzhauses Österreich stehenden
Teile der Ortenau10. Fahrländer, der schon vorher als geistlicher
Schriftsteller hervorgetreten war und nun im Namen des Metropoliten unter
anderem eine Reihe von Hirtenbriefen verfaßte, konnte die Arbeit, die das
Kommissariat mit sich brachte, nur mit Hilfe seines Vikars und Sekretärs Joseph
Moesch bewältigen.
Der übrige, weitaus größere Teil des Restbistums wurde Franz Anton
Zehaczek11, seines Zeichens Definitor im Landkapitel Lahr, zur kommissarischen
Verwaltung zugewiesen, dem als Sekretär der aus Straßburg stammende
Abbe Michel zur Seite stand. Zehaczek, am 16. September 1754 in Mahlberg
geboren und am Straßburger Priesterseminar ausgebildet, amtierte in Kippenheim
, wo er seit 1789 Pfarrer war. Der badische Staatskalender von 1805 umreißt
seinen Wirkungsbereich genau. Nach diesem wurde das bischöfliche Kirchenregiment
in dem unter badische Hoheit gekommenen straßburgischen
Bistumsteil besorgt von „einem Metropolitanats-Commissario in Kippenheim
für den Rest der Kirchenvogtey Ettenheim, die Kirchenvogtey Offenburg und
die Kirchenvogtey Schwarzach mit Ausnahme der Kirchspiele Haueneberstein
, Oos und Sandweyer, sodann aus der Kirchenvogtey Rastatt die Kirchspiele
Hügelsheim, Iffezheim, Ottersdorf, Plittersdorf und Wintersdorf12.
Keine kommissarischen Kompetenzen hatte dagegen, soweit feststellbar,
Franz Joseph Merkel, geboren am 28. August 1751 in Offenburg, seit 1786
Pfarrer in Fautenbach und zuständig für das Ruralkapitel Ottersweier13.
Zwar trug die Aufteilung des Restbistums in zwei Kommissariatsbezirke den
machtpolitischen Verhältnissen in der Ortenau Rechnung — Zehaczek hatte es
vornehmlich mit der badischen, Fahrländer mit der vorderösterreichischen
10 Vorderösterreich bzw. ritterschafllich waren folgende Pfarrorte: Altdorf, Berghaupten, Herbolzheim, Hofweier
, Marlen, Müllen, Niederschopfheim, Rust, Schuttern, Schutterwald, Appenweier, Bühl bei Offenburg
, Ebersweier, Elgersweier, Griesheim, Nußbach, Urloffen, Windschläg, Fautenbach, Gamshurst, Ober-
und Unterachern und Ottersweier.
11 t 16. Februar 1830 lt. EAF FK 12 794. Die Aufgabe eines Kapitelsdefinitors bestand in der Unterstützung
des Dekans bei der Verwaltung. Vgl. auch Hennig, Landkapitel Lahr, S. 293, und J. König, Necrologium
Friburgense 1827—1877, in: FDA 16/1883, S. 289.
12 KurBadischer Hof- und StaatsCalender für das Jahr 1805, Karlsruhe 1804, S. 278. Da die Karlsruher Regierung
es für unumgänglich gehalten hatte, die „katholische Landeskirche" einer ständigen Kontrolle zu unterwerfen
, waren in den neu erworbenen Gebieten in Anlehnung an die politische Einteilung sog. Kirchen-
vogteien errichtet worden. Vogt der Kirchenvogtei Ettenheim beispielsweise, die die katholischen Kirchspiele
der Ämter Schliengen, Müllheim, Lahr und Mahlberg umfaßte, war F. X. Freiherr von Roggenbach,
Landvogt zu Mahlberg (a.a.O., S. 301).
13 128. Mai 1834 lt. EAF FK 6 019. Vgl. auch Königs Nekrolog, S. 303.
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