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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 143
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und Kommissars Joseph Vitus Burg10 als „Tyrannei" und Beförderung der
„Staats-Allmacht" und der „Kirchen-Ohnmacht" qualifizierten.

In der Tat ging der Anschluß des Straßburger Restbistums an die Konstanzer
Diözese keineswegs reibungslos vor sich, sondern stieß auf spürbaren Widerstand
bei einem guten Teil der betroffenen Geistlichkeit. Das bezeugen die Berichte
des Dr. theol. Burg, der, damals noch Pfarrer in Herten und Dekan des
Landkapitels Wiesental, im Auftrag Wessenbergs die ortenauischen Pfarreien
im November 1808 visitierte21. Wenig lobenswert erschien ihm der personelle
Zustand der Dekanate Ottersweier und Offenburg. Die Priesterschaft des er-
steren hielt er für rückständig und streitsüchtig, was er auf den Umstand zurückführte
, daß diese zu einem guten Teil aus Exmönchen bestand: „So wie
sich die Klöster ehemals nicht liebten, so lieben sich auch jetzt diese Individuen
nicht." Ein Dorn im Auge waren ihm insbesondere die Exbenediktiner
aus Schuttern, die unter der Leitung des ehemaligen Priors Columban Häusler
, nunmehrigen Pfarrers in Sasbach bei Achern, einen besonderen Clan bildeten
. Den Erzpriester Merkel hielt Burg zwar für einen guten Pfarrer, kritisierte
aber dessen Konservativismus und zweifelte an dessen Loyalität gegenüber
den Vorgesetzten in Konstanz. Auch im Landkapitel Offenburg, wo
ebenfalls etliche Pfarrstellen mit säkularisierten Religiösen besetzt waren,
fand der Visitator allerhand Tadelnswertes vor, so zahlreiche kirchliche
„Mißbräuche" und den Hang der Geistlichkeit zur Bequemlichkeit, Habsucht
, Uneinigkeit und zum Ungehorsam. Zurückhaltender war sein Urteil
über den Dekan Fahrländer, den er für einen vorzüglichen, überaus gebildeten
Pfarrer hielt, auch wenn dieser die Visitation dadurch zu sabotieren versuchte,
daß er die Fragen Burgs nur unzureichend beantwortete und diesen mit Hinweis
auf seinen schlechten Gesundheitszustand auf die einzelnen Pfarreien zu
begleiten nicht bereit war. Burg glaubte, daß der wahre Grund für dessen Haltung
darin bestand, „daß es ihm wehe that, die Leitung dieses Bisthümchens
in anderen Händen zu sehen."

Am Klerus des Dekanats Lahr fand Wessenbergs Beauftragter etwas mehr Gefallen
. Er glaubte, hier mehr „Gemeingeist" entdeckt zu haben. Gleichwohl
hielt er den Kapitelsvorstand Zehaczek für einen ausgemachten „Thoren, der,
von seinem ehemaligen Erzbischöflichen Kommissariat höchst eingenommen,
seinen Schmerze nicht verbergen konnte, jetzt einem thätigeren und heller
denkenden Ordinariate unterworfen zu sein."

Daß der vormalige Bistumsverweser über den Verlust seines Amtes nicht gerade
erfreut war, überrascht nicht. Kränkend war für ihn jedoch nicht so sehr
die Umorganisation der Diözesanverwaltung, sondern mehr der Umstand,
daß Wessenberg nicht ihn oder einen anderen Pfarrer aus der Gegend zum bi-

20 Vgl. F. v. Weech (u. a.), Badische Biographieen, Bd. I, Heidelberg 1875, S. 143.

21 EAF OKG Kirchenvisitationen Fasz. 31, 33, 45 u. 46.

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