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Klosteranlage in Schuttern (26 000 fl.) besaß der Konvent die schon erwähnten
Propsteigebäude und Meierhöfe in Wippertskirch im Tuniberg (19 800 fl.),
das Schlößchen zu Heiligenzell (4 100 fl.), ein prachtvolles Anwesen in Freiburg
(8 000 fl.), das Wallfahrtsgebäude und die Schaffnei in Sasbach, eine
solche auch in Heimbach, ferner Zehntscheuern, Wohn- und Wirtschaftsgebäude
in Zunsweier, Merdingen, Waltershofen, Opfingen und Köndringen.
Feld- und Waldbesitz hatte die Abtei insbesondere in der Umgebung von
Schuttern und Wippertskirch, weitere Liegenschaften konzentrierten sich um
Heiligenzell. Der Rest wie auch zahlreiche Lehengüter und sonstige Gerechtsame
zerstreuten sich in der Rheinebene zwischen dem Tuniberg und dem
Flüßchen Acher.
Schließlich wurde der Passivstand mit 365 278 fl. erhoben. Davon waren rund
26 000 fl. laufende Schulden, der Rest die kapitalisierten festen jährlichen Lasten
oder anders gesagt: gegebenenfalls deren Ablösesumme. Der hohe Betrag
erklärt sich nicht zuletzt daraus, daß Schuttern in etlichen Orten die Pfarrer
ganz oder teilweise zu unterhalten und die Kirchenbaulasten zu tragen hatte.
Da die meisten auswärtigen Gebäude in ihrer bisherigen Funktion beibehalten
werden mußten (so wurde das Superioratshaus in Sasbach Pfarrhaus) und ein
Großteil der Grundstücke langfristig verpachtet war, machte die Auflösung
des Stifts vorab wenig Masse frei. Die Kommission ordnete lediglich den Verkauf
von Feldern in Friesenheim, Heimbach und Heiligenzell, ferner des dortigen
Schlößchens sowie eines Teils der Fahrnisse an. Dort, wo die Lage es gestattet
hätte, nämlich in Schuttern selbst, beabsichtigte die Landesherrschaft
offensichtlich bis auf weiteres keine größeren Veräußerungen. Die Tendenz,
das Kloster mit den umliegenden Matten, Äckern und Wäldern zusammenzuhalten
und zu den Domänen zu schlagen, ist unverkennbar. Verkauft wurden
1806 nur die Orangerie und einige kleinere Nebengebäude, in denen die Klosterhandwerker
untergebracht waren. Das Gotteshaus wurde als Pfarrkirche
beibehalten, seine Einrichtung allerdings, die unter anderem aus fünf Altären,
einer großen eisernen Uhr mit sechs Schlagwerken und sieben Glocken bestand
, reduziert. Eine der Glocken, 28 Zentner schwer, schenkte der Großherzog
1808 der Stadt Philippsburg17. Die Wohngebäude nahmen außer einigen
geistlichen Pensionisten und Handwerkern den 1809 von Ettenheim hierher
versetzten Oberforstmeister v. Schilling mit seinem Personal und die Gefällverwaltung
unter dem Interimsverwalter Sievert auf. Diese nutzte auch weiterhin
die ausgedehnten Keller und Speicher zur Aufbewahrung der dem Ärar zustehenden
Naturalabgaben. Ansonsten stand der Gebäudekomplex leer. Da
der Staat auch in den folgenden Jahren um eine angemessene Verwendung
verlegen war und an der Instandhaltung sparte, wo er nur konnte, war der
Verfall praktisch abzusehen.
Erst im Herbst 1808 kam es zu nennenswerten Güterverkäufen in Schuttern:
Matten für über 22 500 fl. konnten an Landwirte aus der Umgebung losge-
17 GLA 404/483.
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