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schlagen werden. Ein Handwerker vom Ort kaufte den außerhalb der Klostermauern
liegenden „Ochsenhof" für 1 470 fl., Schuttern 156 Morgen des
Abtswaldes für 5 420 fl. und das Klosteramtshaus für 5 110 fl., um die Schule
hier unterbringen und das alte Schulhaus verkaufen zu können18. In diesem
Zusammenhang ist anzumerken, daß die Gemeinde zwar kaufte, aber nicht
zahlen konnte. Ebenso Friesenheim, das andere Teile dieser Waldung an sich
brachte um die enorme Summe von 30 000 fl. Beide ließen sich bezüglich der
Finanzierung auf fragwürdige Geschäfte mit dem jüdischen Hoffaktor Elkan
Reutlinger in Karlsruhe ein, deren Regulierung die Staatsbehörden noch jahrelang
beschäftigten".
Warum die Landesherrschaft bzw. die Regierung in Karlsruhe von einem Verkauf
der an und für sich nicht ungünstig gelegenen Gebäude zu Schuttern unmittelbar
nach der Säkularisation nichts wissen wollte, bleibt unklar. Als ein
entsprechender Beschluß gefaßt wurde, geschah das zu einem denkbar ungünstigen
Zeitpunkt. Nachdem im Sommer 1812 ein Straßburger Handelshaus am
Kloster, der Mühle und den Gärten Interesse bekundet hatte zwecks Anlegung
einer Fabrik, ließ man umgehend ein Gebäudegutachten erstellen und ordnete
schließlich die öffentliche Ausbietung der gesamten Abtei und der umliegenden
Felder am 29. März 1813 an. Wenige Tage zuvor hatte Preußen Frankreich
den Krieg erklärt! Obwohl der Termin, auf Anfang Mai verschoben, in
allen badischen Zeitungen, Anzeigeblättern und in der Straßburger und Züricher
Zeitung bekannt gemacht wurde, geriet er bezüglich der Gebäude zum
Fiasko. Für das Klosteranwesen trat auch nicht ein Bieter auf, während sich
die außerhalb des Ortes liegenden Matten eines regen Interesses erfreuten. Die
diesbezüglichen Gebote beliefen sich auf 61 960 fl. Die Regierung versagte jedoch
vorab die Genehmigung, da ihr vorrangig am Verkauf der Abtei lag20.
Da die Versteigerungsannonce zugleich eine anschauliche Baubeschreibung
darstellt, soll sie hier wiedergegeben werden:
Realitäten- Versteigerung.
Am Montag den 29ten März d.J. werden die in der allgemeinen Brandassekuranz
stehenden Baulichkeiten, und einige andere Liegenschaften des ehemaligen
Klosters Schuttern, eine halbe Stunde von der Poststation Friesenheim,
sodann 1 1/2 Stunde von Lahr, 3 Stunden von Offenburg, 5 Stunden von
Straßburg, und 2 Stunden vom Rheine entfernt, mit Vorbehalt der höchsten
landesherrschaftlichen Genehmigung in dem Klostergebäude selbst an den
Meistbiethenden versteigert werden.
Dieselben sind der genannten und ebenen Lage wegen zur Etablierung einer
Fabrik vorzüglich gut situirt, und man wird die Unternehmer einer solchen
18 GLA 104/220, 391/35 401 u. 404/459.
19 Bericht des Kinzigkreisdirektoriums vom 21. Aug. 1811, GLA 104/220.
20 Aktenstücke GLA 391/35 395 u. 35 402.
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