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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 170
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0172
Die Hofdomänenkammer in Karlsruhe sah sich angesichts der Lücken im
Staatshaushalt außer Stande, nennenswerte Mittel für das Bauwesen der Abtei
flüssig zu machen, und deshalb keinen anderen Ausweg als deren Verkauf auf
Abbruch. Um zu vermeiden, daß die Baumaterialien durch die Witterung verdarben
, ordnete sie im April 1826 die öffentliche Ausbietung und Demolierung
sämtlicher Gebäude an, wobei, um ein Überangebot zu vermeiden, mit
denen rechts des Torturms der Anfang gemacht werden sollte. Obwohl die
Verwaltung bei den Versteigerungen von ihren früheren Ansätzen (30 000 fl.
— 40 000 fl. für alle Gebäude außer der Kirche) weit abgerückt war, fanden
sich entweder nur Neugierige ein, die kein Gebot abgaben oder Leute, die einfach
zu wenig Geld hatten oder zu wenig boten. 1826 konnte endlich die Mühle
, die lange Jahre verpachtet gewesen war, an den Müller Joseph Hechinger
aus Heiligenzell verkauft werden. Wenig später ergab sich hinsichtlich der Abbruchobjekte
gewissermaßen ein „Lichtblick", als im benachbarten Hugs-
weier ein neuer Pfarrhof erbaut wurde. Es wurden vorrangig Steine aus Schuttern
verwendet, desgleichen 1829 beim Kirchenneubau zu Kürzell. Bis 1838
fanden immer wieder Versteigerungen mit wechselndem Erfolg statt. Die Gebote
und Zuschläge lagen meistens auf einem so niedrigen Niveau, daß die Regierung
die Genehmigung versagte und einen neuen Termin anordnete.

Die Zehntablösung schließlich führte insofern zur Vollendung des Vernichtungswerks
als die ärarischen Fruchtspeicher und Weinkeller disponibel wurden
und deshalb die noch stehenden Hauptgebäude und der Torturm abgerissen
werden konnten.

Im Frühjahr 1839 fielen Interessenten aus Schuttern und der Nachbarschaft
über die letzten Überreste der einstigen Mönchsbehausung her, nachdem im
vorangegangenen Herbst die Versteigerungen abgehalten worden waren. Aus
jenen Tagen ist uns eine rare Äußerung erhalten, die beweist, daß damals
nicht nur Vandalismus betrieben wurde, sondern auch denkmalpflegerische
Ideen Eingang in die Beamtenschaft gefunden hatten. Die Domänenverwaltung
Lahr gab zusammen mit der Bauinspektion Offenburg folgendes Plädoyer
ab: ,,Der Portalthurm ist freilich eine Zierde der Baukunst und als solcher
wohl werth, künftigen Geschlechtern aufbewahrt zu werden, umso mehr,
wenn das mit Schifern eingedeckte kleine Thürmchen auf demselben abgetragen
und diese Stelle wieder eingedeckt würde." In Karlsruhe dachte man anders
. Auch er fiel der Spitzhacke zum Opfer. Ein David Fischer aus Friesenheim
hatte ihn sich für 250 fl. zuschlagen lassen.

Übrig blieben schließlich nur Teile der Stallungen, die alte Prälatur links vom
Torturm, das Pfarrhaus bei der Kirche als kümmerlicher Rest der ehemaligen
Klausur, außerdem die 1838/39 durch einen wenig geglückten Umbau stark
veränderte Kirche selbst, die nach einem Blitzschlag 1853 völlig ausbrannte,
und die Baumschule, die noch der letzte Abt hatte anlegen lassen und die in
landesherrlicher Regie mit geringem Ertrag weiterbestand.

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