Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 196
(PDF, 65 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0198
Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der Geisteskranken im
Großherzogtum Baden beträchtlich zu, so daß der Platz in Pforzheim bald
nicht mehr ausreichte. Die Regierung sah sich darum gezwungen, sich nach einem
größeren Gebäude zu ihrer Unterbringung umzusehen. Dabei überlegte
sie sich, ob sie nicht eines der seit der Säkularisation leerstehenden ehemaligen
Klöster verwenden könnte. Sie dachte vor allem an Schwarzach, Tennenbach
und Schuttern.9

Besonders das letztere schien für die neue Aufgabe geeignet zu sein. Das Klostergebäude zählte
84 Zimmer, darunter 3 Säle. In den Nebengebäuden fanden sich Wohnungen für Bedienstete. Der
9 Morgen große Klostergarten bot gute Möglichkeiten zur Erholung sowie für eine Gärtnerei.
Außerdem besaß die ehemalige Abtei viele Äcker und Wiesen in der Nähe sowie Stallungen und
Ökonomiegebäude, die für eine eigene Landwirtschaft hätten verwendet werden können.

All diese Vorzüge veranlaßten die Regierung, den Baurat Hans Voß mit der
Ausarbeitung von Plänen zu beauftragen. Als er den Kosten Voranschlag für
den Umbau vorlegte, nahm die sparsame Karlsruher Behörde wegen der hohen
Kosten von dem Vorhaben Abstand. Statt dessen erwarb sie 1825 das ehemalige
Jesuitenkonvikt in Heidelberg10, wozu sie vermutlich die Nähe der Universität
mit ihrer medizinischen Fakultät bewogen haben mag. 1826 siedelten die
Pforzheimer Kranken nach Heidelberg über. Die Leitung der neuen Irrenanstalt
übernahm Friedrich Groos, der bisher der Pforzheimer Anstalt als „dirigierender
Arzt" vorgestanden hatte. 1826 erhielt er zu seiner Unterstützung 2
Assistenzärzte, einer von ihnen war Christian Friedrich Wilhelm Roller, der
Sohn des ersten Irrenarztes an der Pforzheimer Anstalt Johann Christian Roller
.

Christian Friedrich Wilhelm Roller

Am 1.11.1802 wurde Roller in Pforzheim geboren. Nach Beendigung seiner
medizinischen Studien, die er an den Universitäten Tübingen, Göttingen und
Heidelberg durchführte, wirkte er von 1822 — 1826 als praktischer Arzt in seiner
Geburtsstadt. Schon damals beschäftigte er sich mit Fragen der Psychiatrie
. Darum schickte ihn die Regierung auf Staatskosten zur weiteren Ausbildung
auf Reisen, so nach Frankreich und Holland, um die dortigen Einrichtungen
zur Behandlung der Geisteskranken kennenzulernen. 1826 stellte ihn
die Regierung als Assistenzarzt an der Irrenanstalt in Heidelberg an. Da Groos
sich mehr um seine wissenschaftlichen Arbeiten als um die Kranken kümmerte
, mußte Roller die laufenden Dienstgeschäfte erledigen. Dabei erlebte er
dauernd die schweren Mängel," die mit der Heidelberger Anstalt verbunden
waren:

Die vorhandenen Räume reichten nicht aus, so daß lange Wartezeiten für die Aufnahme angesetzt
werden mußten. Die Heilbaren konnten nicht von den Unheilbaren getrennt werden. Aus Platzmangel
mußten Kranke auf dem Speicher schlafen. Untertags saßen sie im Treppenhaus, da es an

9 GLA 233/31272 Minist, d. Innern 29. 3. 1825

10 GLA 233/31272 Staatsminist. 16. 6. 1825

11 GLA 233/31277 Denkschrift des Minist, d. Innern v. 2. 4. 1833

196


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0198