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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
61. Jahresband.1981
Seite: 201
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1981/0203
Baurat Voß war bei seiner Planung vor eine große, neuartige Aufgabe gestellt.
Er sollte eine Anstalt bauen für 410 Kranke männlichen und weiblichen Geschlechts
, von denen ein Teil auf Heilung hoffen konnte, der andere jedoch
wegen Unheilbarkeit verwahrt werden mußte. Seit den Klosterbauten des 18.
Jahrhunderts war im mittelbadischen Raum kein Bauvorhaben ähnlicher Größe
mehr durchgeführt worden. Aber während die Baumeister der Klöster auf
eine jahrhundertalte Tradition zurückgreifen konnten, gab es für die Illenau
kein entsprechendes Vorbild. Voß fertigte den Plan im klassizistischen Geiste
Friedrich Weinbrenners an, klar, nüchtern in der Gestaltung, wohlproportioniert
in den Maßen, die einzelnen Gebäude des Männerbaues in symmetrischer
Anordnung zu den des Frauenbaues. Abgesehen von Aufstockungen und kleineren
baulichen Veränderungen blieb das Aussehen der Illenau im Grund bis
heute erhalten. Erforderliche Neubauten wurden, sofern sie in unmittelbarer
Nähe des Hauptgebäudes lagen, im vorgegebenen Stil durchgeführt.

Am 26. Juli 1837 erfolgte der erste Spatenstich, die feierliche Grundsteinlegung
am 9. Juni 1839. Damals erhielt die Anstalt von Großherzog Leopold
den Namen „Illenau" in Anlehnung an den vorbeifließenden Illenbach. Zeitweilig
waren an dem Bau bis zu 400 Arbeiter beschäftigt, darunter auch Wallonen
, die ein Unternehmer in Belgien angeworben hatte. Die erforderlichen
Backsteine wurden an der Baustelle selbst angefertigt und gebrannt, der erforderliche
Lehm dazu einem Hügel in der Nähe entnommen19. Die Gesamtkosten
beliefen sich auf 537 366 fl (= 918 895,86 M)20. Eine feierliche Eröffnung
fand nicht statt.

Im Sommer 1842 waren die Bauarbeiten soweit gediehen, daß die Anstalt bezogen
werden konnte. Nach einem kleineren Vortrupp traf am 23. September
1842 der erste Zug mit 49 Patienten aus Heidelberg ein. Unter der Leitung von
Assistenzarzt Hergt hatte er die Reise an einem Tag zurückgelegt. Drei weitere
Züge, jeder wiederum unter der Aufsicht eines Arztes, folgten. Zu Beginn
zählte die Anstalt 291 Patienten, von denen 245 aus Heidelberg und 46 aus
Pforzheim kamen, das seit 1827 wieder belegt worden war. Sie wurden betreut
von 3 Ärzten einschließlich dem Direktor, einem evangelischen und einem
katholischen Geistlichen sowie von 28 Wärtern und 3 Oberaufsehern sowie 25
Wärterinnen und 2 Oberaufseherinnen. Hinzu kamen ein Verwalter, ein Ökonom
, Büroangestellte, Handwerker u.a.

3. Die Illenau als Heil- und Pflegeanstalt

Der Gebäudekomplex

Der ausgedehnte Gebäudekomplex, eingebettet in eine parkähnliche Landschaft
, glich trotz der Nüchternheit und Einfachheit seiner Gestaltung vergleichsweise
einem Schloß aus dem 18. Jahrhundert. Vom Eingang her gelang-

19 E. Jehle, Achern, Gesammelte Aufsätze, Offenburg, o. J. S. 214—15

20 GLA 233/31277 Minist, d. Innern 23. 1. 1844

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